FC Bayern: So tickt Nicolas Jackson – die neue Stürmer-Alternative

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Bayern hat nach den Abgängen von Thomas Müller und Mathys Tel wieder einen zweiten Stürmer. Nicolas Jackson wurde am Tag der Frist von Chelsea ausgeliehen. Die Verpflichtung von Nicolas Jackson beim FC Bayern entwickelte sich zu einer echten Posse in den finalen Tagen des Transfersommers. Jackson war bereits für den obligatorischen Medizincheck nach München geflogen, als die Nachricht durchsickerte, dass Chelsea die Leihe zu den Münchnern widerrufen würde. Der "Blues"-Stürmer Liam Delap hatte sich kurz zuvor verletzt und Jackson wurde augenscheinlich wieder gebraucht. Dabei war der 24-jährige Senegalese bereits mehr oder weniger aussortiert worden und deshalb eigentlich nicht davon angetan, an die Stamford Bridge zurückzukehren. Am Ende ging alles aus wie geplant: Jackson wird fürs Erste für Bayern München spielen. Ein Leihgeschäft, verbunden mit dem Gefühl, dass sich der talentierte Angreifer neu beweisen muss. Seine Zeit bei Chelsea war kein totaler Reinfall. Immerhin erzielte er 30 Tore in 81 Pflichtspielen nach seinem Wechsel von Villarreal zum Londoner Klub im Sommer 2023, darunter auch einige wichtige Treffer wie in der Endphase der Uefa Conference League vor einigen Monaten, als Chelsea den Titel klarmachen konnte. Geklappt oder geplatzt? Wirbel um Bayern-Transfer in letzter Minute Ein mitspielender Stürmer wie Kane Trotzdem blieb Jackson in der allgemeinen Wahrnehmung ein Problemkind. Das hat auch mit seinem ganz eigenen Stil zu tun. An guten Tagen ist der Senegalese ultrapräsent und gut für ein, zwei Tore. Aber wenn er keine Bälle und keine Gelegenheit erhält, in Schusspositionen zu gelangen, so taucht Jackson komplett ab. Trotzdem zeigten zuletzt Klubs wie Bayern oder auch Titelanwärter Arsenal Interesse am Senegalesen. Denn gerade die beiden genannten Teams mögen mitspielende Stürmer und haben diese bereits in ihren Spielsystemen integriert. Arsenal hat sich mittlerweile mit Viktor Gyökeres verstärkt, den es des Öfteren auf die Seite zieht. Davor hat unter anderem der deutsche Nationalspieler Kai Havertz als Neuner für die "Gunners" agiert. Die Bayern verfügten bis zum "Deadline Day" nur über einen echten Mittelstürmer, und das ist Harry Kane – bekannt für seine Präferenz, sich ins Mittelfeld fallen zu lassen. Jackson findet man ebenfalls häufig tief im Mittelfeld, um erste Vorwärtspässe zu erhalten. Bei Chelsea war es oft der Fall, dass die Flügelangreifer bereits nach vorn liefen, während Jackson den Ball entweder direkt mitnahm oder aber auf Cole Palmer und Co. prallen ließ. Seine Passquote von über 80 Prozent unterstreicht dieses Element in Jacksons Spiel. Allerdings zeigt er eine geringe Quote an Vorwärtspässen. Zu seinen größten Schwächen gehört auch sein r Fuß sowie sein teils verschwenderischer Umgang mit Chancen. Er versucht sich in aller Regel mit Gewalt so zu bewegen, dass er den Ball mit rechts passen oder schießen kann. Das ist gerade in schnellen und hektischen Strafraumsituationen alles andere als optimal. Jackson braucht Vertrauen vom Klub Mit Blick auf den Kader der Bayern braucht man nicht viel Fantasie, um sich den 24-Jährigen als Alternative für Kane vorzustellen. Der Engländer war in der Vorsaison zuweilen überspielt. Die Diskussion um die Belastungssteuerung hinsichtlich des Nationalmannschaftskapitäns wurde intern besonders nach dem Champions-League-Aus gegen Inter Mailand geführt. Kane muss im März und April bei 100 Prozent sein. Ein Doppelsturm, wie er bereits mit Kane und Serge Gnabry getestet wurde, wäre auch mit Kane und Jackson denkbar, immerhin hat Letzterer den Antritt und das Tempo, um steil zu gehen. Allerdings würde man Jackson damit der Möglichkeit berauben, selbst am Spiel teilzunehmen. Genau das möchte der 24-Jährige jedoch tun. Andernfalls besteht wieder die Gefahr, dass er den Kontakt zu einer Partie verliert. Der Tapetenwechsel kann Jackson gewiss guttun. Aufgrund der ständigen Deals und damit verbundenen personellen Veränderungen bei Chelsea fällt es vielen Spielern schwer, sich an der Stamford Bridge zurechtzufinden. Es ist ein Klub im ständigen Umbruch. Jackson hingegen benötigt geordnete Verhältnisse und Vertrauen, wie er es auch in seinen zwei Spielzeiten für die erste Mannschaft von Villarreal erfuhr. Engagement für den Senegal ist in Gambia eine Kontroverse Auch wenn Jackson als Senegalese bezeichnet wird, so tut man das nur, weil er für die Nationalmannschaft Senegals spielt. Eigentlich stammt er aus Gambia und ging erst im Alter von 15 Jahren mit seinen Eltern nach Senegal im Nachgang der Präsidentschaftswahlen von 2016, als Amtsinhaber Yahya Jammeh überraschend unterlag, aber seine Niederlage nicht akzeptieren wollte. Es kam damals zu Unruhen im Land. Die Familie von Jackson begab sich daraufhin nach Casamance, dem Landesteil Senegals, der südlich von Gambia liegt. Französisch spricht Jackson wohl allenfalls rudimentär, Englisch hingegen, die Amtssprache von Gambia, hervorragend. Mittlerweile spielt er augenscheinlich auch auf Geheiß des senegalesischen Verbandes seine gambischen Wurzeln etwas herunter. In Senegal hielt er sich nur für wenige Jahre auf, denn bereits 2019 verließ er Casa Sports, einen Klub aus Ziguinchor in Casamance, um sich Villarreals A-Jugend anzuschließen. Die größte Herausforderung für den FC Bayern besteht nun darin, Jackson so schnell wie möglich zu integrieren und ihm Vertrauen zu schenken, auch wenn er nur die B-Option zu Kane darstellt. Angesichts der finanziellen Dimensionen – eine Leihgebühr von 16,5 Millionen Euro zusätzlich zur Übernahme des Gehalts – muss sich schließlich dieser Deal für die Bayern irgendwie auszahlen.
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