FC Liverpool: Der tragische Absturz unter Trainer Arne Slot

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Nach der Niederlage gegen Nottingham Forest brodelt es an der Anfield Road. Trainer Arne Slot steht immer stärker in der Kritik. Dass der FC Liverpool kein normaler Fußballklub ist, ist Fans auf der ganzen Welt durchaus bewusst. Tiefpunkte wie die Heysel- und die Hillsborough-Katastrophe in den 1980er-Jahren, Höhepunkte wie die legendäre Aufholjagd im Champions-League-Finale 2005. Liverpool war schon immer ein Klub der extremen Emotionen. Auf die dominante Titelsaison im vergangenen Jahr folgte im Sommer eine Tragödie, als Stürmer Diogo Jota bei einem Autounfall ums Leben kam. Wochenlange Trauer begleiteten den Klub, die dieser nicht einfach abschütteln konnte und kann. Autobahn-Drama: Jota starb mit seinem Bruder bei Überholmanöver WM-Teilnahme perfekt: Robertson denkt an verstorbenen Jota Spürbar ist das in den Leistungen dieser Wochen. Der englische TV-Sender BBC sprach nach der 0:3-Niederlage vom Wochenende gegen Nottingham Forest von einer "Horrorshow in Anfield". Viele Fans – völlig untypisch für Liverpooler Verhältnisse – verließen schon lange vor Abpfiff das Stadion, frustriert und hilflos ob der derzeitigen Situation und dem sportlichen Absturz auf Tabellenplatz 11 in der Premier League . Vor allem für Trainer Arne Slot ist das eine kritische und vor allem unbefriedigende Situation. Im Sommer 2024 kam er als Nachfolger von Jürgen Klopp nach Liverpool, wurde in seiner ersten Saison dann gleich englischer Meister. Ein Meilenstein, ein Ausrufezeichen – und eine klare Ansage an alle Kritiker, die in ihm, der vorher Klubs wie AZ und Feyenoord Rotterdam trainiert hatte, nicht als richtigen Klopp-Nachfolger sahen. Sein Vorteil, so sehen es viele Kritiker in England: Er übernahm eine intakte, eingespielte Mannschaft von Klopp. Das musste also gutgehen mit dem Niederländer. Das "Liverpool Echo" zum Beispiel schrieb: "Anders als viele andere Trainer übernahm Slot eine Mannschaft, die für den Erfolg gerüstet war und nicht etwa im Niedergang begriffen oder gar gescheitert." Und weiter: "Erst jetzt, nach einem fast 500 Millionen Euro teuren Umbau im Sommer, der eher aus der Notwendigkeit als aus Planung resultierte, muss sich der Niederländer mit Problemen auseinandersetzen, mit denen seine Vorgänger unmittelbarer konfrontiert waren." Es ist etwas Wahres dran: Slot hat es bisher nicht hinbekommen, aus seinen Millionen-Neuzugängen eine erfolgreiche Mannschaft zu bauen. Alexander Isak (145 Mio. Euro Ablöse), Florian Wirtz (125 Mio.), Hugo Ekitiké (95 Mio.), Milos Kerkez (47 Mio.), Jeremie Frimpong (40 Mio.) und Giovanni Leoni (31 Mio.) kamen für viel Geld, überzeugen konnten sie nur in einzelnen Spielen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Liverpool hat mit Luis Díaz (zum FC Bayern), Darwin Núñez (zu Al-Hilal) und vor allem auch Eigengewächs Trent Alexander-Arnold (Real Madrid) nicht nur gute Spieler verloren, sondern Stars, die die Klopp-Ära mitprägten. Der Umbau im Kader mit den vielen Ab- und Neuzugängen braucht Zeit. Zeit, die bei einem Topklub wie Liverpool eher begrenzt ist. Deswegen werden in England auch die Fragen nach der Zukunft von Arne Slot allmählich lauter. Wenig hilfreich war es in dem Zusammenhang wohl, als Jürgen Klopp vor etwas mehr als einem Monat zu einer möglichen Rückkehr sagte: "Theoretisch ist es möglich. Ich habe gesagt, dass ich nie ein anderes Team in England coachen werde. Also wenn, dann ist es Liverpool." Kaum gesagt, gingen die wildesten Spekulationen los. Eine Rückkehr zum jetzigen Zeitpunkt scheint aber ausgeschlossen, für Klopp zählt momentan einzig seine Arbeit für den Red-Bull-Konzern. Wenig überraschend fand er im selben Atemzug übrigens die Probleme, die sein ehemaliger Klub schon damals hatte. "Entwicklung braucht Zeit, daran kann niemand etwas ändern", sagte Klopp. Es sei "alles gut", man müsse in den "entscheidenden Momenten bereit sein". Allerdings garantiere das nicht, "dass man dann wieder gewinnt. Das passiert nicht einfach so. Man kann nicht Meister werden, Geld ausgeben und wieder Meister werden. Die anderen Mannschaften schlafen nicht." Sechs Pleiten aus den vergangenen sieben Ligaspielen, der Absturz auf Platz 11 mit elf Punkten Rückstand Tabellenführer FC Arsenal – eine heikle Situation, in der sich Arne Slot aber nicht wegducken will. "Ich möchte betonen, dass ich die Verantwortung für die aktuellen Niederlagen trage. Man ist verantwortlich, wenn man gewinnt, aber auch, wenn man verliert", sagte der Niederländer nach dem neuerlichen Debakel gegen Nottingham. "Das ist bei Weitem nicht akzeptabel, und dafür übernehme ich die Verantwortung." Erstmals seit 1965 verloren die "Reds" zwei Ligaspiele in Folge mit drei oder mehr Toren Unterschied. Die englische Zeitung "Daily Mail" fragte bereits: "Wann endet dieser Absturz? Und hat Slot das nötige Gespür, um ihn zu korrigieren?" Mannschaft steht hinter Slot – aber wie lange noch? Noch bleibt Arne Slot zuversichtlich, sagt: "Natürlich gibt es einen Ausweg, besonders mit den hochkarätigen Spielern, die wir haben. Im Rückblick fragt man sich immer: 'Wo können wir uns verbessern, wo können wir Anpassungen vornehmen?' Aber das ist etwas anderes, als an sich selbst zu zweifeln." Das Programm in den kommenden Wochen hat es in sich, auf Slot wartet eine englische Woche nach der anderen. Zeit zum Trainieren bleibt Liverpool kaum. Drei Wochen am Stück hat Liverpool auch Spiele unter der Woche. In der begrenzten Zeit muss Slot irgendwie die Wende schaffen. Die Unterstützung seiner Spieler hat er dafür. Kapitän Virgil van Dijk nahm die Mannschaft am Wochenende in die Pflicht: "Wir haben ihn definitiv enttäuscht, aber auch uns selbst. Im Moment ist es ein Schlamassel, ein einziges Chaos – das ist einfach eine Tatsache." Weiter sagte der niederländische Nationalspieler: "Als Titelverteidiger dürfen wir uns so etwas nicht leisten. Was werden wir also dagegen tun? Wir werden versuchen, das Ruder herumzureißen. Diese Einstellung sollte jeder von uns haben."
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