Tagesgeld war gestern: Finanzdienstleister setzen auf eine neue Strategie für Zinsen. Was dahintersteckt – und wie auch Sie davon profitieren können. Tagesgeldkonten sind bei vielen Sparern beliebt, nicht zuletzt wegen der oft hohen Aktionszinsen. Doch diese Zinsen sinken meist schon nach wenigen Monaten deutlich. Eine weniger bekannte, aber zunehmend genutzte Alternative sind sogenannte Geldmarkt-ETFs. Sie ermöglichen es, Zinsen mit dem Leitzinsniveau der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwirtschaften, ganz ohne ständiges Zinshopping. Während Onlinebroker wie Trade Republic, Scalable Capital oder Smartbroker solche Geldmarkt-ETFs bereits länger im Angebot haben, zieht nun auch das Berliner Fintech Nao nach. Das Unternehmen, das jüngst mit dem renommierten Fintech Germany Award ausgezeichnet wurde, will Anlegern damit eine moderne Möglichkeit bieten, kurzfristig Geld zu parken: flexibel und nah am aktuellen Zinsniveau. Nao integriert Geldmarkt-ETF Mit der Integration eines Geldmarkt-ETFs erweitert Nao sein bisher auf Private Equity fokussiertes Angebot – Investments in nicht börsennotierte Unternehmen – um eine liquide Anlageform. In der App des Berliner Fintechs können Anleger ab sofort in den BNP Paribas Easy € Overnight ETF investieren. Dieser börsengehandelte Fonds bildet die sogenannte Euro Short-Term Rate (ESTR) ab – den wichtigsten Referenzzinssatz im Euroraum für kurzfristige Einlagen. Aktuell liegt die jährliche Rendite bei rund 2,32 Prozent, wobei sich der Zinssatz an das EZB-Niveau anpasst. Damit profitieren Anleger automatisch von möglichen Leitzinserhöhungen, ohne ihr Kapital aktiv umschichten zu müssen. "Viele Nutzerinnen und Nutzer wollen ihr Geld nicht ungenutzt auf dem Konto liegen lassen, sondern sicher und zugleich rentabel zwischenparken", sagt Robin Binder, Gründer und CEO von Nao. Der neue ETF soll genau dafür eine Lösung bieten: als kurzfristige Ergänzung zu Geldanlagen in Kapitalbeteiligungen. Infrastruktur: Eine neue heiße Wette am Anleger-Himmel? Der Einstieg ist bereits ab einem Euro möglich. Laut Nao fallen weder Ausgabeaufschläge noch zusätzliche Gebühren an. Mit 0,05 Prozent im Jahr sind die Fondskosten im Vergleich zu aktiv verwalteten Geldmarktfonds sehr niedrig. Anleger können täglich über ihr investiertes Kapital verfügen, allerdings kann die Auszahlung je nach Broker ein bis zwei Tage dauern. Grund dafür ist, dass die Wertpapierabwicklung etwa zwei Bankarbeitstage dauert: Zunächst muss der Verkauf durch den Börsenhandel abgewickelt werden, anschließend wird das Geld auf das Verrechnungskonto überwiesen. Wie Geldmarktfonds funktionieren und wo Risiken lauern Geldmarkt-ETFs investieren in kurzfristige, verzinste Wertpapiere wie Staatsanleihen, Termingelder oder Einlagenzertifikate mit Laufzeiten von maximal 13 Monaten. Ihr Ziel: stabile Erträge bei geringem Risiko. Geldmarkt-ETFs gelten als vergleichsweise sicher , bergen aber auch Risiken: Zinsrisiko: Die Rendite eines Geldmarkt-ETFs ist eng an den Leitzins gekoppelt. Sinkt dieser, etwa durch geldpolitische Entscheidungen der EZB, geht auch der Ertrag des ETFs zurück. In Niedrigzinsphasen kann die Verzinsung sogar unter die Inflation rutschen. Kursrisiken: Obwohl Geldmarkt-ETFs geringe Schwankungen aufweisen, können sich Kursverluste ergeben, etwa in Phasen fallender Leitzinsen, durch Marktverwerfungen oder bei vorzeitiger Rückgabe der Anteile. Anders als beim Tagesgeld schwankt der ETF-Kurs täglich, wenn auch meist in einem engen Rahmen. Kein Einlagenschutz: Im Gegensatz zu Tagesgeldkonten sind Geldmarkt-ETFs keine durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützten Produkte. Der Schutz erfolgt stattdessen über das Prinzip des Sondervermögens: Das investierte Kapital bleibt im Insolvenzfall der Fondsgesellschaft geschützt. Wechselkursrisiken: Dieses Risiko betrifft nur Fonds, die in Fremdwährungen investieren. Schwankungen des Wechselkurses können dabei die tatsächliche Rendite mindern, auch wenn die zugrunde liegenden Geldmarktinstrumente stabil verzinst sind. Kontrahentenrisiken: Einige Geldmarkt-ETFs arbeiten synthetisch – das heißt, sie bilden den Zinsindex nicht direkt durch Kauf der Wertpapiere ab, sondern über Tauschgeschäfte (Swaps) mit einer Gegenpartei. Fällt diese aus, kann es trotz Besicherungsmechanismen zu Verlusten kommen. Auch bei physisch replizierenden ETFs besteht ein Restrisiko, etwa wenn einzelne Emittenten von Geldmarktinstrumenten (z. B. Staaten oder Banken) zahlungsunfähig werden. Gebühren: Auch wenn Geldmarkt-ETFs als günstig gelten, mindern Gebühren wie Verwaltungs-, Depot- oder Handelskosten die Rendite. Wer häufig kauft und verkauft oder bei einem teureren Broker investiert, verschenkt leicht Teile des Zinsertrags. Wichtig: Geldmarkt-ETFs sind nicht dasselbe wie klassische Geldmarktfonds. Zwar verfolgen beide ähnliche Ziele, doch ETFs werden fortlaufend an der Börse gehandelt, sind meist günstiger und oft transparenter, dafür aber auch anfälliger für Kursschwankungen. Was Anleger vor dem Einstieg beachten sollten Geldmarkt-ETFs eignen sich gut, um kurzfristig Liquidität zu parken , etwa vor einer größeren Investition in andere Finanzprodukte wie Aktienfonds, Anleihen oder Einzelaktien. Anleger sollten beim Einstieg auf folgende Punkte achten: Kosten prüfen: Geringe Gebühren erhöhen die Nettorendite. Ideal sind ETFs mit Gesamtkosten unter 0,1 Prozent pro Jahr. Wertpapierdepot nötig: Für den Kauf wird ein Depot benötigt, nicht jedes Angebot ist bei jedem Broker handelbar. Liquidität und Verfügbarkeit: Zwar sind die Produkte täglich handelbar, Auszahlungen können aber 1–2 Werktage dauern. Für den Notgroschen ist Tagesgeld besser geeignet. Sicherheit geht vor: Bevorzugen Sie Fonds, die in Euro und in bonitätsstarke Papiere investieren. Zinsentwicklung im Blick: In Niedrigzinsphasen sinkt auch die Rendite – Geldmarktfonds sind keine Garantieprodukte.