Im Herbst treten oft die Hautschäden des Sommers zutage. Besonders wichtig ist nun eine sanfte Pflege, um Schäden zu minimieren. Die Sommersonne hat uns womöglich zugesetzt. Insbesondere wer sich nicht immer konsequent und quasi flächendeckend mit Sonnenschutz ausgestattet hat (meiden, kleiden, cremen), hat seiner Außenhülle einiges zugemutet. Hellhäutige sind dem Sonnenbrand vielleicht trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht entgangen. So entdecken wir Sonnenflecken, dunkle Hautinseln, auf denen sich Hautpigment in kleinen Hotspots zusammenrottet – mit der eindeutigen Botschaft: Wir haben genug von der Sonne. Diese Sonnenflecken sind keine Altersflecken , sonst hätten wir sie auch am genauso alten Hintern. Der war aber in der Badehose verdeckt. Zudem entdeckt man als Hautarzt bei seinen Patienten jetzt raue Stellen, die nicht mehr abheilen und Hautkrebsvorstufen sind. Auch die Hautkrebsfälle häufen sich jetzt in den Arztpraxen. Dermatologen empfehlen, sich von Zeit zu Zeit – und beileibe nicht nur im Herbst – in einem ungestörten Moment nackt vor den Spiegel zu stellen und eine Art Eigenrevision vorzunehmen. Nach dem Sommer interessieren (hauttechnisch) vor allem der Kopf – das Gesicht mit Nase, Wangen und Jochbeinen – und unser Oberkörper. Wer öfter oder lange am FKK-Strand herumgesprungen ist, sollte den Blick unbedingt noch etwas tiefer wandern lassen: Für gewöhnlich verhüllte Körperpartien reagieren nämlich besonders zickig auf plötzlich hereinbrechende Mengen von UV-Strahlung. Das weiß jeder, der schon mal länger auf dem Bauch schlafen musste, weil seine Gesäßhälften sommerliche Zornesröte aufgelegt hatten. Der Fettfilm muss sich regenerieren Und der Hautstress ist ja nicht zu Ende: Rechnerisch gehen nur wenige Monate ins Land, und schon rücken uns wieder andere Zumutungen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Pelle: der Winter mit seinen abrupten Warm-kalt-Wechseln, seinem Mangel an Feuchtigkeit oder ausdörrender Heizungsluft. Dann wird unser Hauttalg zäh, legt sich nicht mehr so gut schützend und pflegend wie Butter auf das Gesicht. Die Lipidschicht wird porös, die Hautbarriere geschwächt – und unsere Küsse rascheln wegen aufgesprungener Lippen. Also: Nutzen wir den Herbst, um uns zu wappnen, um alles wieder ein bisschen in die Balance zu bringen. Die Jahreszeit steht ja für kühlere Luft und beheizte Innenräume – all das setzt in gewisser Weise die Ärgernisse des Sommers fort. Der Fettfilm auf unserer Haut erholt sich nicht immer schnell genug, besonders, wenn wir täglich mit scharfen Waschsubstanzen hantieren. Deshalb lieber milde Tenside auf Zucker- oder Kokosbasis mit einem sauren pH-Wert um die 5 einsetzen – sie reinigen sanft, ohne Schaum- oder Glitzer, und lassen das Mikrobiom besser in Ruhe. Einfach nur Wasser Da aber sprichwörtlich auch der Herbst noch schöne Tage hat, ist es möglich, dass bis Mitte Oktober oder an sonnigen Tagen oder hoch in den Bergen noch ein Bedarf an Sonnenschutz besteht – solange der UV-Index 3 oder höher liegt (nachzusehen in einer App oder online). Wer das alles genauer betrachten möchte, sollte vielleicht das jährliche Screening beim Dermatologen in die Herbstzeit legen. Unser Auto bringen wir ja auch zwischen größeren Touren zur Inspektion. Besser also schon im Frühsommer den Herbsttermin festmachen. Ansonsten können wir uns selbst mit dem Einsatz sanfter, seifenfreier Reinigungsmittel Gutes tun. Große Flächen der Haut gerne auch nur mit Wasser abspülen. Danach trockene Partien eincremen. Sheabutter hilft viel Wenn wir den Grundsatz im Auge behalten, dass unsere Haut ein selbsthelfendes und selbstheilendes Organ ist, werden wir es mit der täglichen Körperreinigung nicht übertreiben. Das Mikrobiom als Türsteher schützt uns – und freut sich über weniger Reizstoffe. Das tägliche heiße Vollbad braucht kein Mensch. Wer trotzdem täglich duschen mag, sollte kurz und weniger heiß duschen und nur Achseln, Leisten und Füße mit Waschlotion reinigen. Intensivere Fett- und Feuchtigkeitspflege gelingt mit Cremes, Fettsalben oder Lipolotionen. Finger weg von reinen Ölen – sie können die Schutzfette auswaschen und so Feuchtigkeit aus der Haut ziehen und sie empfänglicher für Allergene machen. Besser eingearbeitete Inhaltsstoffe wählen, die Wasser binden: Urea, Hyaluronsäure , Glycerin oder Squalan (ein farb- und geruchloses Lipid aus Fischlebertran, Weizen- oder Reiskeimöl, Avocado- und Olivenöl). Fette, wie kalt gepresste Sheabutter (reich an Vitamin A und E; am liebsten die harte aus Ghana) oder Jojoba, stärken die Barriere. Ganz viel trinken Shea ist mein Favorit – weil sie reich an hautähnlichen Lipiden ist und die Haut auch nach einer Handwäsche weiter besonders geschmeidig hält. Shea eignet sich auch für trockene Lippen und Haarspitzen. Sie ist wasserfrei und somit die ideale Kälte-, Wind- und Wetterschutzcreme im Winter. Ölige Haut muss dagegen nicht zusätzlich eingecremt werden. Wer das kraftvolle Strahlen seiner Sommerhaut noch ein wenig verlängern möchte, trinkt weiter fleißig Möhrensaft mit einem Tropfen Öl oder nutzt Astaxanthin – ein Carotinoid aus Algen, das auch Lachs und Flamingo ihre Farbe gibt. Bitte nicht nach dem Motto "viel hilft viel": Zu viele Skincare-Produkte überfrachten die Haut und fördern eher den Streuselkuchen-Teint. Auch im Herbst heißt es: genug trinken – Wasser, Kräutertees, gerne auch Kaffee oder Matcha (1,5-2,5 Liter Flüssigkeit am Tag). Bei trockener Haut lässt sich von innen gegensteuern – etwa mit Nüssen, Olivenöl, Avocado oder Omega-3-Fettsäuren. Für eine gesunde Hautbarriere sind außerdem Eisen, gut balancierte Schilddrüsenhormone, Selen, Zink sowie Vitamin D (mit K2) wichtig. Meiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel, zu salzige oder zuckerreiche Kost – das alles stachelt Entzündungen an. Auf die Ernährung achten Bekömmlicher für Haut und Mikrobiom ist eine prä- und probiotische Ernährung. 30 Gramm Ballaststoffe am Tag (kann man mit kostenfreien Ernährungsapps tracken), aus mindestens 30 verschiedenen Pflanzen pro Woche – bunt gemischt: Gemüse, Obst, Nüsse, Saaten, Kräuter, Gewürze, Hülsenfrüchte, Pilze. Auch Kaffee und Matcha dürfen mitgezählt werden. Fermentiertes Gemüse, wie unpasteurisiertes Sauerkraut, das nicht erhitzt wurde, effektive Mikroorganismen zum Trinken, Kefir, echter griechischer Joghurt mit lebenden Kulturen oder ungespritztes Obst und Gemüse nähren die Darmflora – und damit auch die Hautbarriere. Vitamin C und E gibt es aus Paprika, Brokkoli, Nüssen und pflanzlichen Ölen. Zink bremst Entzündungen und bringt die Kollagenbildung auf Touren. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Käse und Hähnchen sind gute Lieferanten. Omega-3-Fettsäuren finden sich in Lachs, Makrele, Algen, Lein- und Chiasamen sowie Walnüssen. Nahrungsergänzungen können sinnvoll sein, weil oft zu wenig im Körper ankommt und der Speiseplan oder viele Lebensmittel diese Stoffe nicht immer ausreichend hergeben. Eine geschundene Darmflora kann ebenfalls zu weniger Aufnahme von Mikronährstoffen führen. Also: Es gibt einiges zu tun – kommen Sie gesund durch diese Herbstzeit!