Jahrelang galt: Wer unter Herzproblemen wie Vorhofflimmern leidet, sollte besser keinen Kaffee trinken. Jetzt berichten Forscher, das Gegenteil könnte stimmen. Wer unter Vorhofflimmern leidet, meidet oft Kaffee. Der Grund: Koffein gilt als Auslöser für Herzrhythmusstörungen. Doch eine neue Studie von Wissenschaftlern aus Australien , den USA und Kanada stellt diese Empfehlung infrage und zeigt, dass Kaffee das Risiko für Rückfälle deutlich senken kann. Vorhofflimmern: Kaffee senkt Risiko um fast 40 Prozent Für die Studie begleiteten die Forscher 200 Menschen mit Vorhofflimmern. Alle standen kurz vor einer sogenannten Kardioversion – einem Eingriff, bei dem der normale Herzrhythmus wiederhergestellt wird. Die eine Hälfte der Teilnehmer sollte täglich mindestens eine Tasse Kaffee trinken, die andere vollständig auf Koffein verzichten. Nach sechs Monaten zeigten sich deutliche Unterschiede: In der Kaffeegruppe trat bei 47 Prozent erneut Vorhofflimmern auf, in der koffeinfreien Gruppe bei 64 Prozent. Das entspricht einem um 39 Prozent geringeren Risiko für Rückfälle. "Entgegen der gängigen Meinung zeigte sich bei den Kaffeetrinkern ein klarer Vorteil", sagt Studienleiter Christopher Wong von der University of Adelaide. Die Studie ist die erste ihrer Art, die den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Vorhofflimmern in einem klinischen Versuch untersucht. Für viele überraschend: Ist Kaffee auf nüchternen Magen ungesund? Kaffee-Wissen im Quiz: Ist Espresso oder Filterkaffee gesünder? Warum Kaffee das Herz schützen könnte Die Forscher nennen mehrere mögliche Gründe: Kaffee steigert die körperliche Aktivität – ein positiver Faktor fürs Herz. Koffein wirkt entwässernd und kann dadurch den Blutdruck senken. Inhaltsstoffe im Kaffee haben entzündungshemmende Effekte. Auch denkbar: Wer Kaffee trinkt, könnte andere ungesunde Getränke meiden – allerdings wurde das nicht untersucht. Was bedeutet das für Betroffene? Vorhofflimmern betrifft Millionen Menschen weltweit. Die Krankheit kann zu Schlaganfällen oder Herzversagen führen. Gerade deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Gewohnheiten helfen oder schaden. Der Kardiologe Gregory Marcus von der University of California betont: "Patienten mit Vorhofflimmern dürfen durchaus ausprobieren, ob ihnen Kaffee guttut." Die Studie zeige, dass ein moderater Kaffeekonsum zumindest nicht schadet und in vielen Fällen sogar vorteilhaft sein könnte. Wer unsicher ist, ob Kaffee den eigenen Herzrhythmus beeinflusst, sollte dies mit einem Arzt besprechen. Gerade bei bestehenden Herzkrankheiten ist eine individuelle Einschätzung wichtig.