Immer mehr Menschen unter 50 erhalten eine Krebsdiagnose. Eine neue Studie zeigt, welche Krebsarten besonders häufig sind und warum das Mediziner beunruhigt. Krebs galt lange als typische Alterskrankheit. Doch neue Daten belegen einen umgekehrten Trend: Menschen zwischen 20 und 49 Jahren erkranken immer häufiger. Eine groß angelegte Studie zeigt jetzt, dass insbesondere sechs Krebsarten bei jungen Erwachsenen weltweit zunehmen. Deutlicher Anstieg bei mehreren Krebsarten Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Amy Berrington de Gonzalez vom Imperial College London hat Krebsdaten aus 42 Ländern ausgewertet – darunter auch Deutschland. Die Daten stammen aus dem Zeitraum 2003 bis 2017 und wurden der Globocan-Datenbank der Internationalen Agentur für Krebsforschung entnommen. Im Fokus standen 13 Krebsarten, die laut früheren Beobachtungen bei jungen Erwachsenen auf dem Vormarsch sind. Warnzeichen: Wie merkt man, dass man Krebs hat? Alkohol und Krebs: Neue WHO-Daten alarmieren Das Ergebnis: In rund drei Vierteln der untersuchten Länder stieg die Krebsrate bei den 20- bis 49-Jährigen deutlich – und zwar besonders bei diesen sechs Krebsarten: Schilddrüsenkrebs: +3,6 Prozent pro Jahr Nierenkrebs: +2,2 Prozent pro Jahr Gebärmutterschleimhautkrebs: +1,7 Prozent pro Jahr Darmkrebs : +1,5 Prozent pro Jahr Brustkrebs : +0,9 Prozent pro Jahr Blutkrebs (Leukämie): +0,8 Prozent pro Jahr Warum Krebs bei jungen Erwachsenen zunimmt Die genauen Ursachen sind bislang unklar. Im Fall von Schilddrüsenkrebs, der am stärksten zunimmt, spielen laut den Forschern mehrere Faktoren eine Rolle. Einer davon ist die verstärkte Nutzung bildgebender Verfahren wie Ultraschall oder CT – sie führen häufiger zu Zufallsbefunden. Zudem könnten Jodmangel, gutartige Schilddrüsenerkrankungen wie eine Struma und Kontakt mit ionisierender Strahlung das Risiko erhöhen. Bei Darmkrebs hingegen vermuten Fachleute einen Zusammenhang mit dem modernen Lebensstil: wenig Bewegung, unausgewogene Ernährung, Übergewicht – all das kann das Risiko bereits in jungen Jahren steigern. Warum der Anstieg besonders stark unter jungen Erwachsenen ist, bleibt aber weiterhin Gegenstand der Forschung. Auch ältere Menschen betroffen, aber weniger stark Zwar werden auch bei Menschen über 50 steigende Fallzahlen bei denselben Krebsarten verzeichnet, doch die Zunahme verläuft meist langsamer. Eine Ausnahme bildet der Darmkrebs: Hier stieg die Rate bei älteren Erwachsenen nur in der Hälfte der untersuchten Länder, während bei den Jüngeren in 69 Prozent der Länder ein deutlicher Anstieg verzeichnet wurde. Im Gegensatz dazu gingen die Zahlen bei vier anderen Krebsarten bei jungen Erwachsenen zurück – in mehr als 21 Ländern sogar deutlich. Dabei handelt es sich um: Leberkrebs Mundhöhlenkrebs Speiseröhrenkrebs Magenkrebs Das zeigt: Während einige Krebsarten bei jungen Erwachsenen immer häufiger auftreten, verlieren andere an Bedeutung. Die Gründe für diese Verschiebung sind laut Studienautoren vielfältig, etwa veränderte Ernährungsgewohnheiten, weniger Tabakkonsum oder verbesserte Impfprogramme. Entwicklung alarmiert Ärzte Dass Krebs immer mehr junge Menschen betrifft, verändert die medizinische und gesundheitspolitische Planung. Viele Gesundheitssysteme seien bislang bei Früherkennung, Vorsorge und Therapie auf ältere Krebspatienten ausgerichtet, betonen die Forscher. Es brauche dringend neue Präventionsstrategien – vor allem bei jungen Erwachsenen. Denn je früher ein Tumor erkannt werde, desto besser sind meist die Heilungschancen. Wer familiär vorbelastet ist, etwa bei Darm- oder Brustkrebs, sollte mit seinem Hausarzt über mögliche Vorsorgeuntersuchungen sprechen. In manchen Fällen bietet sich eine frühere oder häufigere Kontrolle an.