Künstliche Intelligenz befeuert die Gewinne des Meta-Konzerns, seine Aktie eilt von Rekord zu Rekord. Doch hinter dem Glanz lauern Risiken, die Anleger nicht unterschätzen sollten. Kaum ein Tech-Unternehmen hat ein derart spektakuläres Comeback hingelegt wie Meta . Nach einem dramatischen Kurseinbruch im Jahr 2022 – ausgelöst durch hohe Ausgaben fürs Metaverse und eine schwächelnde Werbenachfrage – hat sich die Aktie eindrucksvoll erholt. Seit dem Tief im Oktober 2022 legte sie über 500 Prozent zu. Anleger, die damals rechtzeitig eingestiegen sind, konnten ihren Einsatz damit versechsfachen. Doch nach dieser Rally stellen sich viele Anleger eine entscheidende Frage: Ist Meta jetzt auf dem Höhepunkt seiner Macht oder beginnt die Erfolgsgeschichte gerade erst? Der Konzern setzt alles auf Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR). Ob das ausreicht, um das Wachstum fortzusetzen, zeigt ein Blick auf Metas Geschäftsmodell – seine wichtigsten Triebfedern, aber auch auf Mängel. Das Imperium hinter Facebook: Wie Meta sein Geld verdient Meta ist mehr als Facebook. Zum Konzern gehören auch Instagram, WhatsApp , Messenger, Threads und die Virtual-Reality-Sparte Meta Quest. Gemeinsam erreichen die Plattformen über 3,4 Milliarden Menschen täglich. Das entspricht mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung. Damit verfügt Meta über eine Reichweite, von der andere Tech-Giganten nur träumen können. Den Löwenanteil seiner Umsätze erzielt der Konzern mit digitaler Werbung. Rund 98 Prozent der Erlöse stammen aus Anzeigen, die auf Facebook und den anderen Apps geschaltet werden. Unternehmen bezahlen dafür, dass ihre Werbebotschaften gezielt den Nutzern angezeigt werden, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür interessieren. Möglich wird das durch die enorme Datenbasis, die Meta über das Verhalten seiner Nutzer sammelt, etwa über deren Interessen, Aufenthaltsorte oder Interaktionen. Der Erfolg liegt in der Präzision des sogenannten Targetings: Je besser Meta versteht, welche Inhalte bei wem funktionieren, desto höher sind die Werbepreise. Analyst Jens Klatt vom Onlinebroker XTB beschreibt es so: "Meta hat eines der effizientesten Werbesysteme der Welt geschaffen – eine Mischung aus Datenmacht, Algorithmen und künstlicher Intelligenz." Dieses System ist die Grundlage für Metas Milliardenprofite und zugleich der Punkt, an dem der Konzern besonders angreifbar ist. Wachstumstreiber: KI als neuer Motor der Werbemacht Um seine technologische Führungsrolle zu sichern, investiert der Konzern Milliarden in Künstliche Intelligenz. Allein 1,5 Milliarden US-Dollar fließen in ein neues Rechenzentrum im texanischen El Paso, das 2028 in Betrieb gehen soll. Die Anlage ist speziell für KI-Anwendungen konzipiert. Zudem arbeitet Meta mit dem Chip-Designer Arm zusammen, um die eigenen KI-Systeme auf energieeffiziente Plattformen umzustellen. Die Kooperation soll die Leistung steigern und langfristig Kosten senken. Besonderes Potenzial sieht Analyst Klatt in der Automatisierung von Werbung: "Mit dem KI-Tool Advantage+ kann Meta komplette Werbekampagnen selbstständig erstellen und optimieren. Das spart Unternehmen Zeit und Geld und öffnet den Zugang zu einem Milliardenmarkt." KI steigert damit nicht nur Metas Effizienz, sondern ist ein echter Wachstumstreiber, der das Kerngeschäft neu definieren könnte. Reality Labs: Milliardengrab oder Zukunftsinvestition? Neben Werbung investiert Meta weiter in seine zweite große Wette: das Metaverse. Unter dem Namen Reality Labs entwickelt der Konzern Virtual- und Augmented-Reality-Produkte wie die Meta-Quest-Headsets (VR-Brillen) oder die neuen Ray-Ban-Brillen mit integrierter KI. Das Ziel ist ehrgeizig: Meta will die digitale und physische Welt verschmelzen und eine neue Form sozialer Interaktion schaffen. Finanziell ist Reality Labs jedoch bislang ein Verlustgeschäft. Jahr für Jahr verbrennt die Sparte Milliarden, ohne dass sich ein klarer Gewinnpfad abzeichnet. Doch Meta hält an der Vision fest. Konzernchef Mark Zuckerberg sieht darin nicht nur ein Zukunftsprojekt, sondern den nächsten großen Technologiesprung nach dem Smartphone. Aktienexperte Klatt ordnet ein: "Das Metaverse bleibt riskant, aber strategisch wichtig. Sollte sich der Markt für immersive Technologien durchsetzen, wäre Meta bestens positioniert." Die dunkle Seite: Datenschutz, Jugendschutz und Macht Metas Erfolg hat eine Schattenseite. Kaum ein anderer Konzern steht so oft im Visier von Datenschutzbehörden, Verbraucherschützern und Politikern. Wiederholt gerät das Unternehmen wegen seiner Datennutzung in die Kritik. Zuletzt musste Meta vor allem im Umgang mit Nutzerdaten heftige Kritik einstecken: Der Konzern will Informationen europäischer Nutzer auch zum Training seiner KI-Modelle verwenden – standardmäßig per Opt-out, also nur mit aktivem Widerspruch. Datenschützer sehen darin einen Verstoß gegen das Prinzip der freiwilligen Zustimmung. Millionen Nutzer betroffen: Darum geht es bei der Sammelklage gegen Facebook-Mutter Meta Auch das "Pay-for-Privacy"-Modell, bei dem Nutzer zahlen müssen, um werbefrei surfen zu können, steht unter strenger Beobachtung. Die EU-Kommission hat bereits vorläufige Feststellungen getroffen und prüft formell, ob dieses Geschäftsmodell gegen den Digital Markets Act (DMA) verstößt. Parallel laufen Verfahren gegen Meta wegen möglicher Verstöße beim Jugendschutz und im Umgang mit Desinformation. Grundlage sind Untersuchungen nach dem Gesetz über digitale Dienste (DSA), das Onlineplattformen zu stärkerem Schutz Minderjähriger und mehr Transparenz bei algorithmischen Empfehlungen verpflichtet. Zwar haben Bußgelder – zuletzt etwa 251 Millionen Euro durch die irische Datenschutzbehörde – bislang kaum spürbare Auswirkungen auf Metas Bilanz, doch der öffentliche Druck wächst. Meta-Chef Mark Zuckerberg selbst sieht sich zu Unrecht in der Kritik. Er argumentiert, dass die EU mit ihrer Vielzahl an neuen Gesetzen Innovation eher bremse als fördere. Datenschutz- und Wettbewerbsregeln seien seiner Ansicht nach zu restriktiv und behinderten die Entwicklung neuer Technologien. In Interviews warnte er davor, dass Europa mit dieser "Überregulierung" die eigene Wettbewerbsfähigkeit gefährde und den Weg für amerikanische oder asiatische Anbieter ebne. Experte Klatt macht deutlich: "Die eigentliche Gefahr liegt weniger im Geld als in der Regulierung. Sollte die EU den Dateneinsatz oder das Werbemodell stärker einschränken, würde das Meta empfindlich treffen." Die Kritik zeigt: Zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Profitstreben balanciert Meta auf einem schmalen Grat. Bewertung und Kursziele: Zwischen Euphorie und Realität An der Börse zählt Meta mit einer Marktkapitalisierung von 1,8 Billionen Dollar zu den zehn teuersten Technologiekonzernen der Welt – und das weckt hohe Erwartungen. Auf Basis von Umsatz, Gewinnentwicklung und Investitionsausgaben ergeben sich laut Analyst Klatt drei Szenarien. Im Basisszenario liegt das Kursziel bei 1.045 US-Dollar (897 Euro), was einem Aufwärtspotenzial von rund 40 Prozent entspricht. Im optimistischen Szenario könnte die Aktie sogar auf 1.232 US-Dollar (1.057 Euro) steigen. Ein pessimistisches Szenario sieht einen Rückgang auf 561 US-Dollar (481 Euro) vor. Auch andere Analysten zeigen sich überwiegend positiv. Jefferies sieht den fairen Wert der Aktie bei 950 US-Dollar, UBS bei 897 US-Dollar und J.P. Morgan bei 875 US-Dollar. Etwas vorsichtiger sind RBC Capital Markets mit 840 US-Dollar und Goldman Sachs mit 765 US-Dollar. Lediglich Bernstein Research rechnet mit leichten Rückgängen auf 700 US-Dollar. Im Schnitt liegt das Kurspotenzial laut diesen Schätzungen bei rund 20 bis 25 Prozent. Das hohe Bewertungsniveau ist Experten zufolge kein Grund zur Panik, aber die Aktie ist auch kein Schnäppchen. Meta bleibe ein Qualitätsunternehmen mit robustem Cashflow, hoher Profitabilität und klarer technischer Führungsrolle. Doch das künftige Wachstum hänge stark davon ab, ob die neuen KI-Produkte und die Monetarisierung von WhatsApp tatsächlich zusätzliche Milliardenumsätze bringen. Klatt fasst es so zusammen: "Meta steht an einem Punkt, an dem aus Innovation echte Wertschöpfung werden muss. Die Story ist intakt – aber sie darf jetzt keine Schwäche zeigen." Fazit: Qualität hat ihren Preis Meta steht heute stärker da als je zuvor. Die Aktie spiegelt bereits viele Zukunftshoffnungen wider – von automatisierter Werbung bis zur KI-Monetarisierung. Wer jetzt einsteigt, sollte daher langfristig denken und Kursschwankungen aushalten können. Kurzfristige Gewinne sind weniger wahrscheinlich, langfristiges Wachstum dagegen gut möglich. Oder, wie es Analyst Jens Klatt formuliert: "Meta bleibt ein Powerhouse mit außergewöhnlichem Potenzial – aber Anleger sollten wissen, dass selbst die stärksten Bäume nicht in den Himmel wachsen." Für Langfristinvestoren bleibt Meta interessant, doch ein günstiger Einstiegspunkt sieht anders aus.