Prostatakrebs entwickelt sich schleichend. Lesen Sie, ab wann die Prostatauntersuchung von den Kassen bezahlt wird – und warum sie umstritten ist. Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebsform. Normalerweise wächst er langsam und lässt sich gut behandeln. Wird der Krebs jedoch erst entdeckt, wenn er gestreut hat, ist eine Heilung in der Regel nicht mehr möglich. In jungen Jahren kommt Prostatakrebs so gut wie gar nicht vor. Erst ab einem gewissen Alter erhöht sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Gesetzlich Versicherte haben dann Anspruch auf die kostenlose Früherkennung. Prostatauntersuchung: Was die Kassen zahlen Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Männern ab 45 Jahren jährlich eine Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs. Personen mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs (etwa aufgrund einer erblichen Veranlagung) können die Untersuchung auch schon früher in Anspruch nehmen. Wichtig zu wissen : Fachleute empfehlen die Tastuntersuchung heute nicht mehr als alleinige Methode zur Früherkennung. Stattdessen halten sie einen sogenannten PSA-Test für sinnvoller. Dieser gehört jedoch bislang nicht zu den kostenlosen Untersuchungen im Rahmen der Früherkennung. So läuft die Tastuntersuchung ab Anlaufstelle für die Früherkennung kann eine hausärztliche Praxis oder eine Praxis für Urologie sein. Im Vorgespräch fragt der Arzt unter anderem nach möglichen Beschwerden. Anschließend untersucht er die Lymphknoten in der Leiste sowie die äußeren Geschlechtsorgane. Es folgt die Tastuntersuchung der Prostata : Hierfür zieht der Arzt einen Handschuh an und trägt Vaseline oder Gleitgel auf. Anschließend führt er einen Finger in den Enddarm ein und tastet die Prostata ab, um Veränderungen zu erkennen. Die Prostatauntersuchung dauert wenige Minuten und ist in der Regel schmerzfrei, kann sich aber unangenehm anfühlen. Eine Vorbereitung (wie etwa ein Einlauf) ist nicht nötig. Die Tastuntersuchung allein ist sehr ungenau. Wer sich für eine Früherkennung entschieden hat, sollte daher Fachleuten zufolge einen zusätzlichen PSA-Test machen lassen. Kosten für PSA-Test werden nicht erstattet PSA ist die Abkürzung für prostataspezifisches Antigen. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das nur die Prostata bildet. Ist der Wert erhöht, weist dies auf eine Prostataveränderung hin. Der PSA-Wert lässt sich im Blut bestimmen. Anders als die Tastuntersuchung zahlen die gesetzlichen Kassen den PSA-Test jedoch bisher nur, wenn der Verdacht auf Prostatakrebs besteht. Andernfalls ist er eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL-Leistung). Die Blutuntersuchung kostet zwischen 15 und 25 Euro, anschließend werden für das Arztgespräch noch einmal rund 20 Euro fällig. Das Ergebnis ist wenige Tage nach der Blutabnahme verfügbar. Ist der Wert auffällig, empfiehlt es sich, die Blutabnahme zur Sicherheit zu wiederholen. Prostatafrüherkennung ist umstritten Auch wenn gesetzlich Versicherte ab 45 Jahren eine kostenlose Tastuntersuchung erhalten können, gilt die Prostatafrüherkennung als umstritten. Eine Tastuntersuchung hat Vor- und Nachteile. Einerseits ist sie eine einfache und schmerzlose Methode. Andererseits ist sie relativ ungenau. Zum Beispiel sind nur Tumoren tastbar, die bereits größer als einen Zentimeter sind und in der Nähe des Darms liegen. Hinzu kommt, dass eine Veränderung nicht automatisch Krebs bedeutet, was eine unnötige psychische Belastung bedeuten kann. Nicht zuletzt gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass das regelmäßige Abtasten die Wahrscheinlichkeit senkt, an Prostatakrebs zu sterben. Vor- und Nachteile ergeben sich jedoch auch beim PSA-Wert: Ist er erhöht, kann das ein Hinweis auf einen möglichen Prostatakrebs sein und möglicherweise Todesfälle durch die Erkrankung verhindern. In drei von vier Fällen hat die Veränderung allerdings andere Ursachen. Dazu zählen etwa eine vergrößerte Prostata oder eine Prostataentzündung . Möglicherweise macht ein hoher PSA-Wert daher unnötig Angst. Selten kommt es vor, dass der Wert normal ist, aber trotzdem Prostatakrebs vorliegt. Zudem besteht die Gefahr einer möglichen Überbehandlung. Das bedeutet, dass möglicherweise Prostatakrebs in einem sehr frühen Stadium entdeckt wird, der ohne eine Blutuntersuchung weder aufgefallen noch gefährlich geworden wäre. Prostatakrebs wächst nämlich häufig so langsam, dass er nicht tödlich endet: Von fünf erkrankten Personen sterben vier an einer anderen Ursache. Ein auffälliger PSA-Test könnte also möglicherweise unnötige Behandlungen nach sich ziehen. Mehr zum PSA-Test lesen Sie hier . Fazit Ab einem Alter von 45 Jahren zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine Prostatauntersuchung, bei welcher die Prostata abgetastet wird. Viele Fachleute empfehlen, stattdessen einen PSA-Test zu machen, welcher jedoch bislang nicht Teil der gesetzlichen Früherkennungsleistungen ist. Ob und ab wann eine Prostatauntersuchung infrage kommt, muss letztlich jeder selbst abwägen. Dabei kann es helfen, sich von der Ärztin oder dem Arzt beraten zu lassen.