Mit dem Hit "Supergirl" wurde er berühmt. Jetzt spricht der irische Sänger Rea Garvey über die Zeit vor seinem Erfolg – und vor seiner großen Liebe.  Eigentlich sollte das Treffen mit Rea Garvey persönlich stattfinden, doch es kam anders. Garvey sei etwas dazwischengekommen, aber das Interview könne per Videocall am nächsten Tag nachgeholt werden, informierte die Pressereferentin t-online. Man kann sich vorstellen, dass Garveys Kalender prall gefüllt ist: Er ist Sänger, Buchautor, Juror bei der TV-Show "The Voice of Germany" und Vater.  Dabei lief es in seinem Leben nicht immer rund. In seiner jetzt erschienenen Autobiografie erzählt Garvey von seiner Jugend in   Irland    und von der Zeit vor dem musikalischen Erfolg mit seiner Band "Reamonn". Er schreibt, er sei nie cool gewesen und werde es auch nicht mehr werden. Uncooler Ire, aber erfolgreicher Musiker – wie passt das zusammen? Das erklärt Rea Garvey im Interview.  t-online: Herr Garvey, warum sind Sie nicht cool?   Rea Garvey:    Cool sein ist eine Riesenlast. Ich war nie cool.  Wirklich nicht?   Zero. Ich finde etwas anderes auch wichtiger: Authentizität. Die wirklich coolen Leute in meinem Leben sind einfach sie selbst – standhafte Männer, die ihr Wort halten und Frauen, die keine Angst davor haben, ihre Meinung zu sagen, stolz auf ihren Erfolg sind. Das ist cool.  Wie fühlt sich Stolz für Sie an?   Kopf hoch, Brust raus. Es ist das Gefühl, stark zu sein. Materialistische Dinge machen mich nicht stark. Sie sind schön. Alle mögen Luxus. Aber selbst etwas auf die Beine gestellt zu haben, etwas geschafft zu haben, das macht mich stolz.  Sind Stolz und Erfolg miteinander verknüpft?   Ja, weil es sich gut anfühlt, Ziele zu erreichen. Erfolg ist mehr als goldene Platten. Erfolg ist, auf der Bühne zu stehen und zu realisieren: Das ist es, wovon ich immer geträumt habe.  Warum haben Sie diesen Traum nie aufgegeben, obwohl Sie lange als erfolgloser Musiker lebten?   Ich hatte auch Zweifel. Einmal habe ich zu meiner Mutter gesagt: "Mama, ich schaffe das nicht." Sie sagte: "Wenn du behauptest, dass du an Gott glaubst, wenn du auf die Knie gehst und betest, dann musst du auch wirklich auf ihn vertrauen." Also habe ich für zwei Dinge gebetet: Erfolg und Liebe. Und Gott hat mich dahin geführt.  Wie meinen Sie das?   Der liebe Gott führt mich und nimmt mir die Last, die manchmal nicht zu ertragen ist. Das Unerreichbare wird dann erreichbar. Mein Glaube hat mir eine Perspektive gegeben.  Trotzdem schreiben Sie in Ihrem Buch, dass Ihre Seele zeitweise erschöpft war. Was heißt das?   Ich gebe sehr viel, wenn ich mit Menschen unterwegs bin oder wenn ich auf der Bühne stehe. Musik ist für die Ewigkeit, deswegen muss sie fucking gut sein. Ich habe das Gefühl, dass ich 1.000 Prozent geben muss. Manchmal spüre ich dann eine Leere, die zu Traurigkeit führen kann.  Ist das heute immer noch so?   Ja. Aber ich weiß, dass es ein Ende hat. Wäre es endlos, würde meine Familie das nicht aushalten. Aber wenn ich traurig bin, dann will ich diesen traurigen Moment auch durchleben dürfen. Wir wollen, dass es uns immer gut geht, aber manchmal sind wir eben traurig. Wenn ich das Gefühl zulasse und durchlebe, dann wird danach alles wieder gut.  Warum zeigen Sie sich so privat?   Jeder, der sich für mich interessiert, weiß, dass ich eine tolle Frau habe, mit der ich seit 25 Jahren Zeit verbringe. Ich habe schon tausendmal erzählt, was Josephine mir bedeutet. Aber ich wollte mit dem Buch etwas anderes zeigen. Es hat Spaß gemacht, all die Erinnerungen durchzugehen, gerade, weil sie bisher noch keiner kannte. Ich will zeigen, was mich geprägt hat.  Wie war es, diese Erinnerungen noch einmal zu durchleben?   Das Schreiben war ein schöner Prozess. Ich habe meistens nachts geschrieben, das hat nicht immer gut funktioniert. Manchmal habe ich laut gelacht.  Welche Erinnerungen haben Sie zum Lachen gebracht?   Die an das Gesicht meines Vaters, wie er mich anschaute und fragte: "Was hast du dir dabei wieder gedacht?" Oder daran, wie ich einmal aus Wut mit der Faust in das Garagentor meiner Eltern ein Loch geschlagen habe und meine Mutter nur sagte: "Das reparieren wir." Unglaubliche Eltern, unglaubliche Zeiten.  Sie haben das Buch Ihren Kindern Aamor und Rufus gewidmet. Warum?   Ich will, dass meine Kinder stolz auf mich sind. Das Buch widme ich den Menschen, die ich am meisten liebe. Meine Kinder sind das Wichtigste, sie sind alles für mich.  Vielen Dank für das Gespräch.   Einen schönen Tag, God bless!