Kein Sieg und 2:14 Tore in allen Testspielen: Beim Bundesliga-Aufsteiger Hamburger SV bleiben nach der Niederlage gegen RCD Mallorca viele Fragen. Trainer Merlin Polzin muss schnell Antworten finden. Das war wieder zu wenig vom Hamburger SV: Nachdem der Bundesliga-Aufsteiger bereits in den vergangenen Testspielen gegen hochkarätige Gegner bei insgesamt 2:12 Toren nicht überzeugt hatte, gab es nun auch noch gegen RCD Mallorca eine 0:2-Niederlage. Es war ein weiterer Auftritt, der zum Abschluss des Trainingslagers auf der Balearen-Insel nicht zum Stimmungsaufheller taugte für die erste Bundesliga-Saison nach sieben Jahren. "Natürlich haben wir gehofft, dass wir weiter sind", sagte Cheftrainer Merlin Polzin vor Medien. Nur in der zweiten Hälfte zeigten die neu formierten Hamburger gelegentlich gute Ansätze. Mehr nicht. Ansonsten wirkten sie eine Woche vor dem Pflichtspielstart im DFB-Pokal beim Oberligisten FK Pirmasens und zwei Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt bei Borussia Mönchengladbach weder in der Defensive noch im Spiel nach vorn abgestimmt und eingespielt. "Das war nicht das Ergebnis, was wir erwartet oder uns erhofft haben", räumte Defensiv-Akteur Daniel Elfadli ein. Dennoch sagte er vor der ersten Pflichtspiel-Woche: "Wir sind auf einem guten Stand." Kurioses Eigentor von Muheim, Rot für Torunarigha Letzteres war gegen den keineswegs glänzenden spanischen Erstligisten aus Palma selten sichtbar. Nach der Führung des Ex-Bochumers Takuma Asano (13.) für die Gastgeber unterlief dem Hamburger Miro Muheim (59.) ein kurioses Eigentor, als er fast unbedrängt den Ball über seinen Torwart Daniel Peretz per Kopf ins Tor lenkte. Unrühmlicher Schlusspunkt: die Rote Karte gegen Verteidiger Jordan Torunarigha (90.) nach einem groben Foul. Zuvor hatten die Hamburger schon in den Tests gegen den dänischen Meister FC Kopenhagen (0:1), den österreichischen Titelträger Sturm Graz (1:2), Olympique Lyon (0:4) und den künftigen Ligakonkurrenten SC Freiburg (0:4) Niederlagen kassiert. Lediglich in Teil eins des Doppel-Tests in Freiburg hatte es ein 1:1 gegeben. Der Cheftrainer hatte stets betont, bewusst Qualitäts-Mannschaften als Testgegner auszusuchen. Die Spiele sollten seiner Mannschaft vor allem die Schwächen aufzeigen. Das Ziel wurde in jedem Fall erreicht. Riesiger Kaderumbruch Der Kader der Saison 2025/26 hat dabei nur wenig mit dem der Aufstiegssaison zu tun. Zahlreiche Helden wollten oder mussten wechseln, beispielsweise Ludovit Reis (FC Brügge) oder 22-Tore-Mann Davie Selke (Basaksehir FK). Andere Akteure wie Noch-Kapitän Sebastian Schonlau spielen keine Rolle mehr, der jahrelang unumstrittene Robert Glatzel zumindest eine kleinere. Glatzels Sturm-Kollege Ransford Königsdörffer würde gern den nächsten Schritt in seiner Karriere machen, muss aber aktuell die Enttäuschung über den geplatzten Transfer zu OGC Nizza verdauen. Neuzugang aus Georgien deutet seine Klasse an Der Entscheidung zum großen Umbruch lagen die Analyse und die Erkenntnis des Trainer-Teams um Polzin zugrunde, dass es mit der Art und Weise sowie den Fähigkeiten der meisten HSV-Aufstiegs-Heroen eine Etage höher nicht reicht. Gegen RCD Mallorca standen sieben neue Spieler in der Startformation, die erst in diesem Sommer gekommen sind, darunter der in dieser Woche verpflichtete Georgier Giorgi Gotscholeischwili. Der Verteidiger deutete an, dass er schnell eine Verstärkung sein könnte. Andere Zugänge wie Rayan Philippe oder Torunarigha haben ihre Rolle hingegen noch nicht gefunden. Der Ex-Leipziger Yussuf Poulsen braucht nach einer Verletzung zumindest noch Zeit bis zum Bundesliga-Start. Insgesamt kamen neun Spieler mit erhofftem Startelf-Potenzial. Polzin und Kuntz mit Realitätssinn Polzin und Sportvorstand Stefan Kuntz werben besonders bei den Fans für Realitätssinn. Illusorische Vorstellungen wie in der Zeit vor dem Abstieg 2018 wollen sie vermeiden. Mindestens Platz 15 ist das Ziel. Um dies zu schaffen, liegt noch viel Arbeit vor Polzin. Dazu braucht er Zeit - ein rares Gut in der Leistungsgesellschaft Bundesliga . Kapitäns-Kandidat Elfadli glaubt in jedem Fall an das Team: "Wir sind eine starke Mannschaft. Wir sind überzeugt von uns."