Sinkt der Schlafbedarf im Alter wirklich?

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Viele Menschen merken, dass sich der Schlaf mit zunehmendem Alter verändert. Brauchen Ältere tatsächlich weniger Schlafenszeit? Im Schlaf finden wichtige Heilungs- und Regenerationsprozesse statt. Schlafen wir zu wenig, leidet die Gesundheit. Im Alter schlafen viele Menschen weniger. Doch sinkt das Schlafbedürfnis mit den Jahren natürlicherweise als Teil des normalen Alterungsprozesses? Oder sind es vermehrt altersbedingte Einflussfaktoren, die den Schlaf stören? Lesen Sie hier, wie viel Schlaf ältere Menschen brauchen und welche Risiken Schlafmangel birgt. Heilung und Regeneration: Warum Schlaf so wichtig ist Pro Nachtschlaf durchläuft der Körper vier bis fünf Schlafzyklen, die sich im Schnitt alle 90 Minuten wiederholen. Jeder Schlafzyklus ist unterteilt in: Einschlafphase Leichtschlafphase Tiefschlafphase REM-Schlaf (Traumschlaf) Besonders wichtig für Heilungs- und Regenerationsprozesse sind die Tiefschlafphase und der REM-Schlaf. Der Schwerpunkt der Tiefschlafphase liegt auf der körperlichen Regeneration. Unter anderem ist das Immunsystem sehr aktiv, Zellerneuerungen finden statt und die Produktion des Wachstumshormons läuft intensiv. Im REM-Schlaf, der auf die Tiefschlafphase folgt, verarbeitet das Gehirn mithilfe von Träumen emotionale Erlebnisse des Tages. Es verknüpft die Erlebnisse mit vorhandenen Erfahrungen, speichert Informationen ab, festigt Erlerntes und filtert Unwichtiges heraus. Baldrian, Lavendel, Melatonin: Beliebte Hausmittel gegen Schlafstörungen im Check Wie viel Schlaf braucht der Mensch? Jeder Mensch muss schlafen. Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, um ausgeruht und mit neuer Energie in den Tag zu starten, ist individuell verschieden. Bei Erwachsenen liegt die durchschnittliche Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden. Das ändert sich auch mit zunehmendem Alter nicht deutlich. Die pauschale Aussage "Ältere Menschen brauchen weniger Schlaf als jüngere", ist laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) falsch. So schlafen gesunde, ältere Menschen Der DGSM zufolge schlafen gesunde ältere Menschen, die keine Schlafprobleme beklagen und deren Lebensalter deutlich über 70 Jahren liegt, im Mittel sechs bis acht Stunden pro Nacht. Die Zeitdauer bis zum Einschlafen beträgt durchschnittlich etwa 30 Minuten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Nachtschlaf bis zu zwei Stunden durch Wachphasen unterbrochen sein kann. Das liegt unter anderem daran, dass der Schlaf leichter wird und sich der Tief- und der Traumschlafanteil verringern. Die Leichtschlafphasen hingegen nehmen zu. Von einer Schlafstörung muss den Schlafexperten zufolge ausgegangen werden, wenn deutliche Abweichungen von diesen Werten auftreten. Wie sich der Schlaf im Alter verändert Neben der Schlafdauer spielt auch der Tag-Nacht-Rhythmus eine Rolle. Mit zunehmendem Alter treten hier oft Veränderungen auf. Ältere Menschen gehen häufig etwas früher zu Bett und wachen entsprechend früher wieder auf. Das kann dann auch schon gegen drei oder vier Uhr in der Früh sein. Dadurch entsteht häufig der Eindruck, ältere Menschen schliefen deutlich weniger. Laut der DGSM kann der veränderte Tag-Nacht-Rhythmus verschiedene Ursachen haben, beispielsweise die veränderten Lebensumstände im Alter wie das Fehlen eines festen Tagesrhythmus mit geregelter Beschäftigung, zunehmende soziale Isolation, mangelnde Bewegung im Freien und weniger Tageslicht. Dabei ist Tageslicht eines der wichtigsten Signale, um den Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten, so die Schlafexperten. Schlechter Schlaf: Häufige Störfaktoren im Alter Kurzer Schlaf und frühes Aufstehen sind im Alter häufig auf unerwünschte Störfaktoren zurückzuführen. Viele Menschen finden nach einer Schlafunterbrechung, etwa durch diabetesbedingtes nächtliches Wasserlassen, nur schwer oder gar nicht mehr in den Schlaf zurück. Erkrankungen, etwa das Restless-Legs-Syndrom , Demenz , Depressionen, Lungen- und Herzkrankheiten, aber auch chronische Schmerzen aufgrund von Entzündungen und Verschleiß, gehören zu den Einflüssen, welche die Nachtruhe rauben können. Ebenso können schlafbezogene Atemstörungen (Schlafapnoe) den Schlaf erheblich stören. Schlafapnoe betrifft dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge etwa 25 Prozent der über 60-Jährigen. Ischiasschmerzen: So finden Sie die richtige Schlafposition Wenn Medikamente den Schlaf beeinflussen Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann die Schlafqualität schmälern. So treiben Entwässerungstabletten (Diuretika), die oft bei Herzerkrankungen eingenommen werden, nachts viele Menschen vermehrt auf die Toilette. Bei einer Depression eingenommene Antidepressiva können wach machen und aktivieren, was nicht selten das Ein- und Durchschlafen erschwert. Glukokortikoide (wie Kortison), die unter anderem gegen Entzündungen, Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen, Neurodermitis und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zum Einsatz kommen, wirken auf viele Körperfunktionen ebenfalls aktivierend. Auch bestimmte Bluthochdruckmedikamente wie Betablocker können sich ungünstig auf den Schlaf auswirken. Durchschlafstörungen im Alter häufig Angaben der DGSM zufolge berichten Ältere deutlich häufiger als Jüngere über Durchschlafstörungen, eine abnehmende Gesamtschlafzeit sowie Tagesmüdigkeit. Laut der Berufsverbände für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie in Deutschland leidet beinahe jeder zweite Deutsche über 65 Jahre an chronischen Schlafstörungen . Dauern Schlafstörungen länger als vier Wochen an, empfiehlt die DGSM die Abklärung und Behandlung durch einen Arzt. Risiko Schlafmangel Anhaltende Schlafstörungen sind für viele Betroffene mit einem hohen Leidensdruck verbunden. Ist der Schlaf gestört, leiden Wohlbefinden, Lebensqualität und Gesundheit. Der Körper braucht ausreichend Schlaf und eine gute Schlafqualität. Fehlt ihm die nötige Zeit zur Regeneration, zeigen sich Tagesmüdigkeit, ein verlangsamtes Reaktionsvermögen, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Gereiztheit und Leistungsverlust. Ohne Regeneration wird das Immunsystem schwächer und das Risiko für vermehrte Infektionen nimmt zu. Langfristig steigt das Risiko für Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus, aber auch für psychische Krankheiten wie Depressionen. Ebenso rücken die Zusammenhänge zwischen chronischen Schlafstörungen und einem erhöhten Demenzrisiko in der Schlafmedizin vermehrt in den Fokus.
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