Mehr als sechs Jahre nach Rebecca Reuschs Verschwinden sucht die Polizei wieder in Brandenburg. Neue Erkenntnisse führen die Ermittler an einen alten Ort. Sechs Jahre nach dem Verschwinden der damals 15-jährigen Rebecca Reusch haben Ermittler am Dienstag ein Objekt in Herzberg, einem Ortsteil der Gemeinde Rietz-Neuendorf (Landkreis Oder-Spree), durchsucht. Auch Leichenspürhunde waren vor Ort. Zu dem zweiten Einsatz sei es aufgrund von "zwischenzeitlich erlangten Erkenntnissen" gekommen, sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft t-online. Angaben zum Eigentümer des Hauses oder Grundstücks machte die Staatsanwaltschaft nicht. Laut Behördenangaben sollen die Großeltern des Schwagers bis 2005 in Herzberg gelebt haben. Rebeccas Schwager soll sich dort ausgekannt haben. Konkret wurde auf einem Gelände ermittelt, das sich hinter einem offenbar leer stehenden Haus befindet. Von außen sind dort vorwiegend Gestrüpp und Büsche zu sehen. In der Nähe befinden sich mehrere, offenbar leer stehende Häuser. Wie geht es jetzt weiter? Im Fall der 2019 verschwundenen Teenagerin werden nach dem zweitägigen Großeinsatz der Polizei in Brandenburg bisherige Ermittlungsergebnisse ausgewertet. Offen ist zunächst, ob es weitere Durchsuchungen im Landkreis Oder-Spree geben wird. Am frühen Dienstagnachmittag sei der Einsatz für den Tag beendet worden, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Petzold, der Deutschen Presse-Agentur. Ob bei dem Großeinsatz Beweismittel sichergestellt wurden, ließ der Sprecher der Staatsanwaltschaft zunächst offen. "Eine der größten Herausforderungen ist der Zeitablauf", sagte Petzold. Knapp sechseinhalb Jahre nach Verschwinden des Mädchens seien Beweismittel nur noch im begrenzten Umfang oder gar nicht mehr vorhanden. Warnung vor selbst ernannten "Hobbydetektiven" Angesichts zahlreicher Schaulustiger vor Ort warnte die Staatsanwaltschaft vor eigenmächtigen "Ermittlungen" selbst ernannter "Hobbydetektive". "Nicht nur, dass sie die Ermittlungen konkret behindern, indem sie zum Beispiel Spuren vernichten können", sagte Staatsanwaltschaftssprecher Michael Petzold der Deutschen Presse-Agentur. Teils begingen die "Hobby-Ermittler" auch selbst Straftaten und störten die Polizei damit bei ihrer Arbeit. Neue Erkenntnisse führten zu Großeinsatz Bereits am Montag waren Beamte ganz in der Nähe im Einsatz. Sie durchsuchten das Grundstück der Großeltern von Rebeccas Schwager in Tauche . Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es nun neue Erkenntnisse, nachdem der Fall insgesamt noch einmal gründlich überarbeitet wurde. Die Ermittler sehen demnach Anhaltspunkte dafür, dass der Schwager die Jugendliche getötet und ihre Leiche sowie persönliche Gegenstände Rebeccas zumindest vorübergehend auf das Grundstück seiner Großeltern in Tauche im Brandenburger Landkreis Oder-Spree gebracht haben könnte. Chronologie zum Vermisstenfall: Wo ist Rebecca Reusch? Seit über sechs Jahren vermisst: Verdächtiger rückt im Fall Rebecca Reusch wieder in den Polizei-Fokus Nach Beobachtungen eines dpa-Reporters untersuchten die Beamten am Dienstag das Gelände hinter einem leer stehenden Haus. Die Polizei hat den Bereich abgesperrt. Ein Bagger, eine Drohne und Messgeräte, unter anderem ein Bodenradar, waren im Einsatz. Beamte fertigen Fotos an. Wie das Nachrichtenportal "Focus" berichtet, wurde an der Einsatzstelle auch ein unterirdischer Wassertank ausgepumpt. Die Beamten wollten sich demnach ein möglichst ganzheitliches Bild von dem Gelände verschaffen, um mögliche Hinweise auf Rebeccas Verbleib zu finden. "Nicht auszuschließen, dass wir menschliche Überreste finden" Polizeisprecher Florian Nath erklärte am Morgen: "Wir suchen nach Beweismitteln. Es ist nicht auszuschließen, dass wir Beweise finden, die im Zusammenhang mit ihr stehen oder sogar menschliche Überreste." Neben den Durchsuchungen befragten die Einsatzkräfte Anwohner. Nath sagte: "Die Beamten werden von Tür zu Tür gehen." Polizei hofft auf Hinweise zu pinkem Twingo Die Ermittler starteten zudem einen Zeugenaufruf zu einem pinken Twingo . Das Auto war am Tag von Rebeccas Verschwinden und am Folgetag auf der Autobahn Richtung Polen durch ein Kennzeichenerfassungssystem registriert worden – auch in der Nähe von Tauche. Nur der Schwager hatte Zugriff auf den Wagen. Hinweise erhoffen sich die Ermittler auch durch diesen Zeugenaufruf: Sie fragen, wer den pink lackierten Wagen rund um den 18. Februar 2019 im Bereich der Autobahn 12 in Fahrtrichtung Polen oder Tauche gesehen habe. Dazu wurden auch Flyer an die Anwohner verteilt. Die Ermittler vermuten schon länger, dass der heute 33-jährige Schwager die Jugendliche getötet hat. Der Mann bestreitet das. Ermittler schweigen zu möglichen Funden Über Stunden hinweg hatten mehr als 100 Polizeikräfte am Montag bereits nach Beweismitteln gesucht . Beteiligt waren auch Kräfte des Bundeskriminalamtes. Die Beamten setzten auch da unter anderem einen kleinen Bagger, eine Drohne, Videotechnik, Bodenradar und Spürhunde ein. Zur Frage, ob es relevante Funde gab, äußerten sich die Ermittler bislang nicht. Nach Angaben ihrer Familie und der Polizei hatte Rebecca die Nacht zum 18. Februar 2019 im Berliner Stadtteil Britz im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verbracht. Am Morgen verschwand sie – und tauchte seither nicht mehr auf. Ermittler schweigen zu möglichen Funden In der Nacht war Rebeccas Schwager bei einer Feier, er kam erst am frühen Morgen zurück. Rebeccas Schwester ging früh zur Arbeit. Als die Mutter anrief, um Rebecca zum Schulbesuch zu wecken, ging niemand ans Telefon. Dann versuchte sie den Schwager zu erreichen, der Anruf wurde weggedrückt. Kurz darauf rief er zurück und sagte, Rebecca sei bereits weg. Das Mädchen kam nie in der Schule an – und auch nicht zurück nach Hause. Schnell geriet der inzwischen 33 Jahre alte Schwager ins Visier. Zweimal wurde er im Jahr 2019 festgenommen – danach kam er aber jeweils wieder frei. Der Mann bestreitet, das damals 15 Jahre alte Mädchen getötet zu haben. Er gibt an, Rebecca habe das Haus selbst verlassen. Die Mordkommission konnte diese Darstellung anhand der Handydaten nicht bestätigen. Sie geht vielmehr davon aus, „dass Rebecca das Haus des Schwagers nicht lebend verlassen hat", wie die Staatsanwaltschaft mehrfach betonte. Am selben Tag und tags darauf wurde das Auto der Familie auf der Autobahn Richtung Polen erfasst. Außer dem Schwager hatte niemand Zugriff auf den Wagen. Eine nachvollziehbare Erklärung gab er nicht ab. Hunderten Hinweisen nachgegangen – aber erfolglos Seine Verteidigung wollte sich zu einer Anfrage anlässlich des Großeinsatzes nicht äußern. Rebeccas Familie stand bislang immer hinter ihm. Die Ermittlungen im Fall Rebecca übernahm nach dem Verschwinden des Mädchens eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes. Sie ging seither Hunderten Hinweisen nach – bisher immer erfolglos. Als im Oktober 2020 und Januar 2021 in Berlin und Brandenburg Knochenfunde gemeldet worden waren, wurde ein Zusammenhang mit dem Kriminalfall vermutet, aber es stellte sich heraus, dass sie zu Tieren gehörten. Vor gut fünf Jahren fanden Jugendliche eine Decke und Knochen bei Kummersdorf in Brandenburg – ebenfalls ohne Bezug zu Rebecca, wie die Untersuchungen ergaben.