Viel Platz, viel Technik: Der neue VW Tayron soll die Lücke zwischen Tiguan und Toureg schließen. Kann er sich ausreichend absetzen? Mit dem Modellwechsel beim Tiguan hat bei VW ein Neuling mit eigenständigem Namen den Platz der siebensitzigen Allspace-Modelle eingenommen: der Tayron. Schon beim ersten Blick wird deutlich, dass der Tayron mehr als nur ein gestreckter Tiguan ist. Mit 4,77 Metern Länge und einem Radstand von 2,79 Metern überragt der Tayron den Tiguan deutlich und rückt damit näher an den Touareg heran. Auch optisch zeigt er Eigenständigkeit: Kantige Radhäuser, flacher verlaufende Motorhaube, größere Fensterflächen und eine markante Lichtsignatur lassen ihn eigenständig wirken. Platzangebot: Fürs Familiengepäck und ein bisschen mehr Die zusätzlichen Zentimeter bringen ein spürbar besseres Raumgefühl. In Reihe zwei reisen auch Großgewachsene angenehm und mit reichlich Knie- und guter Kopffreiheit. Wichtiger Unterschied zum Tiguan: Eine dritte Sitzreihe gibt es optional gegen Aufpreis (nicht für alle Antriebsversionen), sie bleibt aber bestenfalls eine Notlösung für Kinder. Der Einstieg ist für Großgewachsene trotz der verschiebbaren Sitze in der zweiten Bank mühsam, die Beinauflage kurz. Viel Platz bleibt nicht. Dafür punktet der Kofferraum: Bis zu 2.090 Liter gibt es beim Fünfsitzer. Das sind rund 450 Liter mehr als im Tiguan. Selbst im Siebensitzer stehen noch bis zu 1.905 Liter zur Verfügung. Ist die dritte Reihe aufgestellt, bleibt immerhin Platz für 345 Liter Gepäck. Für kleines Wochenendgepäck ist das noch ausreichend. Gut: Alles ist sauber mit Teppich ausgeschlagen und verkleidet, die Rücksitzbank lässt sich aus dem Kofferraum entriegeln. Innenraum: Hochwertig, aber nicht abgehoben Das Cockpit erinnert an das des Tiguan, wirkt im Tayron aber etwas verfeinert. Besonders in der getesteten "Elegance"-Ausstattung mit Echtholzleisten, Ambientebeleuchtung und sauber verarbeiteten Materialien. Glänzender Klavierlack ist kaum zu finden. Ob man die große, hinterleuchtete Hochglanzfläche mit dem Modellnamen (auch zu finden im Passat) schick findet, sei dem persönlichen Geschmack überlassen. In der Mitte des Armaturenträgers thront ein bis zu 15 Zoll großer Touchscreen, links daneben der 10,25-Zoll-Bildschirm hinter dem Lenkrad. Ergänzt wird das Ganze durch einen zentralen Drehregler in der Mittelkonsole, über den sich Lautstärke, Fahrmodi und Ambientebeleuchtung steuern lassen. Die sogenannten Touchslider unter dem Zentraldisplay für Klima und Lautstärke wurden von uns im Test weitgehend ignoriert, die Bedienung per Sprache oder Display geht oft schneller. Nach kurzer Eingewöhnung lässt sich das System flüssig und weitgehend intuitiv bedienen. Gut: Wer mehr will, bekommt gegen Aufpreis ein Head-up-Display, Massagesitze oder ein Soundsystem von Harman Kardon. Der Kleine unter den Großen: So fährt er Sieben Motorisierungen stehen zur Auswahl, ähnlich wie beim Tiguan. Nur auf den schwächsten Benziner des Tiguan (130 PS) verzichtet der Tayron. Zwei Plug-in-Hybride (150 und 200 kW; 204 und 272 PS), ein Mild-Hybridantrieb (eTSI, 110 kW/150 PS), zwei Turbobenziner (TSI, 150 und 195 kW, also 204 und 265 PS) sowie zwei Turbodiesel (110 und 142 kW, also 150 und 193 PS) sind im Angebot. Geschaltet wird ausschließlich per automatischem Doppelkupplungsgetriebe, der stärkere Diesel und die Turbobenziner sind mit Allradantrieb ausgerüstet. Im Testwagen arbeitete der kleinste verfügbare Benziner, der laut Volkswagen auch zu den meistgefragten gehört: Der 1.5 eTSI mit 110 kW (150 PS), gekoppelt an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und mit Frontantrieb. Die Eckdaten klingen solide und reichen im Alltag auch völlig aus. Trotzdem spürt man: Der Tayron ist ein großes Auto, und das verlangt dem kleinen Antrieb manchmal einiges ab. Beim Auffahren auf die Autobahn drehte der Motor schon mal über 5.000 Touren, bevor das DSG ruckfrei wieder herunterschaltete. Kraftreserven sind zwar vorhanden, für Zwischenspurts auf der n Spur wird's aber eng. Immerhin: Der Testverbrauch lag bei 6,9 Litern, ein guter Wert für ein SUV dieser Größe. Der offizielle WLTP-Verbrauch beträgt 6,2 Liter pro 100 km. Angenehm ist auch die Dämmung: Windgeräusche sind selbst bei Tempo 120 kaum wahrnehmbar, das Fahrgeräusch erinnert fast an ein E-Auto. Der Mildhybrid erlaubt zudem segelndes Gleiten. Der Verbrenner wird dabei so sanft ein- und ausgeschaltet, dass man es kaum bemerkt. Das optionale adaptive Fahrwerk lässt sich in mehreren Stufen anpassen – von komfortabel bis sportlich. Selbst im Sportmodus bleibt der Tayron langstreckentauglich, im Komfortmodus wirkt er nie schwammig. Die Lenkung bleibt präzise und hat eine gute Mittellage, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Technische Daten (Testwagen: Tayron 1.5 eTSI Elegance) Motorisierung: 1.5 eTSI (Mildhybrid) Leistung: 110 kW (150 PS) Getriebe: 7-Gang-DSG, Frontantrieb Drehmoment: 250 Nm (1.500–3.500 U/min) Länge/Breite/Höhe: 4,77/1,86/1,68 m Kofferraumvolumen: 750–2.090 l (je nach Konfiguration) Verbrauch (WLTP): 6,2–6,9 l/100 km Testverbrauch: 6,9 l/100 km Höchstgeschwindigkeit: 204 km/h Preis: Kein Schnäppchen Los geht es beim Tayron ab rund 46.200 Euro. Die getestete Variante mit 1.5 eTSI und "Elegance"-Ausstattung liegt je nach Konfiguration bei mindestens 51.720 Euro – mit einigen Extras geht es schnell über die 60.000-Euro-Marke hinaus. Zum Vergleich: Ein Tiguan mit gleicher Motorisierung und Ausstattung kostet rund 2.200 Euro weniger. Dafür gibt's beim Tayron mehr Platz und eine andere Optik. Fazit: Viel Auto – aber wie viel Eigenständigkeit? Der Tayron ist mehr als ein Tiguan XL, aber kein Touareg light. Er ist ein eigenständig gestrecktes Familien-SUV mit viel Platz, hohem Komfort und guter Ausstattung. Das Fahrverhalten ist ausgewogen, die Dämmung hervorragend. Der kleine Benziner reicht für den Alltag, lässt aber etwas Souveränität vermissen. Wer Wert auf Dynamik legt, wird bei den stärkeren Varianten besser aufgehoben sein. Trotzdem: Für alle, die Platz und Komfort suchen, ohne gleich in die Oberklasse zu rutschen, ist der Tayron eine ernsthafte Option. Ob er aber den Kunden wirklich eigenständig genug ist oder eigentlich als großer Tiguan wahrgenommen wird, werden die kommenden Jahre zeigen.