Bluthochdruck: Experten empfehlen frühere Behandlung und niedrigere Werte

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Zwei große US-Fachgesellschaften verschärfen ihre Empfehlungen zur Bluthochdruck-Behandlung. Was sich ändert und warum das auch für deutsche Patienten relevant ist. Bluthochdruck (Hypertonie) gehört zu den größten Gesundheitsrisiken weltweit. Die American Heart Association (AHA) und das American College of Cardiology (ACC) haben ihre Leitlinien jetzt umfassend überarbeitet – und rücken dabei enger an die Praxis: Sie fordern frühere, individuellere und konsequentere Behandlungen. Das neue Ziel: Blutdruck unter 120 Ziel bleibt ein Blutdruck unter 130/80 mmHg. Doch die Leitlinien gehen weiter: Wer Medikamente gut verträgt, solle künftig auf unter 120 mmHg systolisch eingestellt werden. So ließen sich Herzinfarkte, Schlaganfälle und Folgeschäden noch effektiver vermeiden. Medikamente schon bei mildem Bluthochdruck? Weiterhin wird empfohlen, dass Patienten mit Hypertonie Grad 1 (ab 130/80 mmHg), die ihren Lebensstil ändern, nach spätestens sechs Monaten Medikamente erhalten sollten – auch ohne bekannte Herzkrankheit, sofern Risikofaktoren wie Diabetes oder Nierenerkrankungen vorliegen. Neu ist der Einsatz des sogenannten Prevent-Scores, mit dem Ärzte das persönliche Risiko künftig besser einschätzen können sollen. Der Score berücksichtigt klassische Faktoren wie Cholesterin, Rauchen oder Blutzucker, bezieht aber auch Nierenwerte und soziale Faktoren mit ein. Hoher Blutdruck oder hoher Puls: Was ist schlimmer? Messfehler: Darum sind Ihre Blutdruckwerte möglicherweise falsch Kombinationstherapie gleich zu Beginn Bei Bluthochdruck Grad 2 (ab 140/90 mmHg) empfehlen die Leitlinien nun explizit eine sofortige Kombinationstherapie in einer Tablette. Dies senke den Blutdruck schneller und verbessere die Therapietreue. Das bedeutet, dass Patienten ihre Medikamente regelmäßig und zuverlässig einnehmen. Neue Tests, neue Zielgruppen Auch bei der Diagnostik gibt es Änderungen: Empfohlen wird nun, den Urin-Albumin-Kreatinin-Quotienten (UACR) bei allen Patienten regelmäßig zu bestimmen, um Nierenschäden früh zu erkennen. Zudem soll künftig auch ohne bestimmte Laborwerte wie Kaliummangel auf primären Hyperaldosteronismus, eine hormonelle Ursache des Bluthochdrucks, getestet werden. Erstmals rückt auch das Gehirn in den Fokus: Ein systolischer Zielwert unter 130 mmHg kann laut den Experten helfen, Demenz vorzubeugen. Damit wird die kognitive Gesundheit fester Bestandteil der Hypertonieversorgung. Für Schwangere gibt es ebenfalls klare Vorgaben: Eine Therapie sei ab 160/110 mmHg ratsam, mit dem Ziel, den Blutdruck unter 140/90 mmHg bei chronischer Hypertonie zu senken. Lebensstil im Fokus: weniger Salz, kein Alkohol Mehr Gewicht als bisher legen die neuen Empfehlungen auch auf die Lebensweise. Betroffene sollten laut Leitlinie auf Alkohol verzichten, unabhängig von der Menge oder ihren individuellen Gewohnheiten. Außerdem empfehlen die Fachgesellschaften, weniger als 1,5 Gramm Salz pro Tag zu sich zu nehmen und stattdessen kaliumhaltige Salzalternativen zu nutzen.
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