Eine der ersten Fragen, die Frauen bei der Diagnose Brustkrebs in den Sinn kommt, lautet: Kann die Brust erhalten bleiben? Viele Frauen haben Angst, ihre Brust aufgrund der Krebstherapie zu verlieren. Oftmals kann die Brust erhalten werden, etwa wenn der Krebs in einem frühen Stadium erkannt und behandelt wird. Doch es gibt auch Fälle, in denen die Brust entfernt werden muss. Brustkrebs: häufigste Krebsart bei Frauen In Deutschland erkranken dem Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI) zufolge jährlich rund 74.500 Frauen neu an einem Mammakarzinom. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung der Frau. Zusätzlich wird bei mehr als 6.000 Frauen jährlich ein "in-situ-Tumor" diagnostiziert, also eine Vor- oder Frühform von Brustkrebs. Eine von sechs betroffenen Frauen ist bei der Diagnose jünger als 50 Jahre. Frühe Diagnose entscheidend Wird der Brustkrebs in einem frühen Stadium erkannt, können Ärzte in den meisten Fällen brusterhaltend operieren. Nach der Krebsoperation wird oft eine sogenannte adjuvante (unterstützende) Behandlung angeschlossen, um das Rückfallrisiko zu senken. Diese kann aus einer einzelnen Behandlungsmethode bestehen oder aus der Kombination mehrerer. Ist das Tumorgewebe noch auf die Brust beschränkt, ist Brustkrebs in den meisten Fällen heilbar. Dann können Ärzte den Krebs durch eine Brustoperation entfernen. Etwa drei von vier Brustkrebspatientinnen in Deutschland werden dem Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zufolge brusterhaltend operiert. Fast alle von ihnen müssen anschließend bestrahlt werden. Bei einigen Frauen müssen Chirurgen jedoch die Brust im Rahmen einer Mastektomie entfernen. Für die adjuvante (ergänzende) Therapie nach der Brustentfernung stehen die Chemotherapie , die Strahlentherapie , die Hormontherapie sowie die neueren, zielgerichteten Krebstherapien zur Verfügung. Gute Voraussetzungen: lokal begrenzter Tumor Während der Brustoperation versuchen die Ärzte, wenn möglich, brusterhaltend zu operieren. Je früher der Tumor erkannt wird, desto eher lässt er sich vollständig entfernen, ohne dass umliegendes Brustgewebe stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Die im Anschluss häufig erfolgende Strahlentherapie oder medikamentöse Behandlung hat das Ziel, möglicherweise im Körper zurückgebliebene Krebszellen abzutöten. Die Chancen, brusterhaltend zu operieren, sind gut, wenn: der Tumor im Verhältnis zur Brust relativ klein und örtlich begrenzt ist, der Brustkrebs durch eine Operation vollständig entfernt werden kann, oder wenn ein duktales in-situ-Karzinom vorliegt, also eine Krebsvorstufe zu einer Krebserkrankung der Brustdrüse. Brusterhaltend operieren bei großem Brusttumor Manchmal wird der Brustkrebs erst dann erkannt, wenn er bereits recht groß ist. Eine Operation lässt sich dann oft nur mit einem erheblichen Verlust von Brustgewebe durchführen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich, dass Krebstherapien, wie eine Chemo- oder eine Antikörpertherapie, vor der Operation eingesetzt werden, um den Tumor so weit zu verkleinern, dass sich die Chancen einer brusterhaltenden Operation erhöhen. Wann muss die Brust amputiert werden? Kann die Brust nicht erhalten werden, hat dies oft folgende Gründe: Der Tumor ist bereits so weit in das Brustgewebe gewachsen, dass er durch eine brusterhaltende Operation nicht vollständig entfernt werden könnte. Oder in der Brust sind mehrere, weit auseinanderliegende Tumoren gewachsen. Eine Brusterhaltung ist auch dann in der Regel nicht möglich, wenn die Brusthaut oder die Brustwandmuskulatur betroffen ist. Auch bei einem entzündlichen Brustkrebs sowie ausgedehnten Brustkrebsvorstufen raten Ärzte von einer brusterhaltenden Operation ab. Ebenso spricht gegen eine brusterhaltende Operation, wenn im Anschluss an den chirurgischen Eingriff keine Bestrahlung möglich ist – oder wenn die Patientin diese nicht wünscht. Wann die brusterhaltende Krebstherapie als sicher gilt Die brusterhaltende Therapie gilt hinsichtlich der Krebserkrankung nur dann als sicher, wenn die Brust nach der Operation zusätzlich bestrahlt wird. Mithilfe der Bestrahlung lassen sich vereinzelte, möglicherweise verbliebene Krebszellen abtöten. Angaben des Krebsinformationsdienstes zufolge leben nach heutigen Kenntnissen brusterhaltend operierte Patientinnen mit anschließender Strahlentherapie genauso lange wie Patientinnen, bei denen die Brust vollständig entfernt wurde. Brusterhaltende Therapie: Vor- und Nachteile Ein Vorteil der brusterhaltenden Operation ist, dass es sich im Vergleich zu einer Mastektomie meist um einen kleineren Eingriff handelt und in der Regel nur eine recht kleine Narbe als Operationsfolge zurückbleibt. Auch können die jüngeren Betroffenen meist noch stillen, wenn sie ein Kind geboren haben – sofern ausreichend Drüsengewebe erhalten geblieben ist. Zu den Nachteilen einer brusterhaltenden Operation gehören mögliche Veränderungen der Brust im Anschluss an die Krebstherapie. So kann sich die Brust nach der Behandlung an der Operationsstelle verhärten, eindellen oder wölben. Manchmal müssen Chirurgen so viel Brustgewebe entfernen, dass die Brust anschließend deutlich kleiner und weniger straff ist als zuvor. Zudem ist das Risiko für örtliche Rückfälle größer als bei Patientinnen, bei denen die gesamte Brust abgenommen wurde: Im Vergleich zu einer Mastektomie ist das Risiko höher, dass nicht alle Krebszellen entfernt werden. Die behandelnden Ärzte besprechen die Möglichkeiten einer brusterhaltenden Operation mit jeder Patientin individuell und in Abhängigkeit von den Ergebnissen der klinischen Untersuchungen. Wenn die Brüste nach der OP ungleich aussehen Nicht selten kann die Brust zwar erhalten bleiben, doch musste so viel Gewebe entfernt werden, dass sich die behandelte Brust in Form und Größe deutlich von der gesunden Brust unterscheidet. In solch einem Fall gibt es verschiedene ausgleichende Eingriffe: Der behandelnde Chirurg oder die Chirurgin verkleinert die gesunde Brust. Die operierte Brust wird mit einem Implantat oder Eigengewebe wieder aufgebaut. Es lässt sich durch spezielle Teilprothesen, etwa BHs mit Silikoneinsatz, ein optischer Ausgleich erreichen. In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für solche sogenannten Brustepithesen. Abtasten der Brust hilft bei der Früherkennung Frauen wird empfohlen, einmal im Monat die Brust abzutasten – möglichst eine Woche nach dem Beginn der vorausgegangenen Monatsblutung. Dann ist die Brust besonders weich und Veränderungen lassen sich gut fühlen. Am besten geht das Abtasten unter der Dusche, da die Wärme das Gewebe zusätzlich entspannt und Wasser und Duschgel das Gleiten der Hände über die Haut erleichtern. Aufmerksam werden sollten Frauen vor allem bei tastbaren Knoten in der Brust: Diese sollten in jedem Fall ärztlich untersucht werden. Weitere Brustveränderungen, die Frauen ärztlich untersuchen lassen sollten, sind: Veränderungen der Brustwarzen, wie zum Beispiel Einsenkungen und Einziehungen, Sekret-Absonderungen oder Entzündungen ein neu auftretender Größenunterschied der Brüste Formveränderungen der Brust Hautauffälligkeiten, etwa Rötungen, die nicht verheilen, oder Großporigkeit Schwellungen in der Achselhöhle Zudem haben in Deutschland alle Frauen ab dem 30. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch auf eine kostenlose Tastuntersuchung der Brust durch den Frauenarzt. Frauen zwischen 50 und 75 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammografie zur Krebsfrüherkennung.