John Levin aus Australien ist 93 Jahre alt. Seine späte Vaterschaft macht ihn weltweit bekannt – und seine Anti-Aging-Methode umstritten. Sein Fall wirft Fragen nach Verantwortung und medizinischen Grenzen auf. Ein Kleinkind im Arm, Falten im Gesicht und ein Geburtsjahr von 1933 im Pass: Wenn der 93-jährige John Levin mit seinem Sohn Gabby durch Melbourne spaziert, reagieren viele überrascht, dass er nicht der Groß- oder Urgroßvater, sondern Vater des 18 Monate alten Jungen ist. Der Fall erregt in Australien und darüber hinaus Aufsehen. Denn Levin gilt laut Presse als einer der "ältesten Väter der Welt". Für den 93-Jährigen ist seine späte Vaterrolle, obwohl das Kind nicht biologisch von ihm stammt, ein klares Zeichen dafür, wie sehr ihn seine Anti-Aging-Methode körperlich und geistig leistungsfähig hält. "Ich bin der Beweis" Levin praktiziert noch immer als Arzt, treibt regelmäßig Sport, isst erst ab Mittag, verzichtet auf Alkohol und Zigaretten. Vor allem aber setzt er auf eine Methode, die er seit Jahrzehnten selbst propagiert: tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Coenzym Q10 und die Injektion von Wachstumshormonen. Letztere sollen laut Levin helfen, jung zu bleiben, obwohl medizinische Studien vor einem erhöhten Krebsrisiko warnen. "Ich bin der Beweis, dass Disziplin zur Langlebigkeit führt", sagt Levin dem australischen Fernsehsender 10 News. Nach eigenen Angaben hat er über 1.000 Patienten mit seiner umstrittenen Methode behandelt – ohne wissenschaftlich belegten Nachweis, dass diese Therapie tatsächlich das Altern bremst. Cilento in Italien : Warum in dieser Region so viele über 100-Jährige leben Expertin erklärt: Mit diesen Fettsäuren altern Sie langsamer Levins Geschichte als "ältester Vater der Welt" beginnt mit einem Schicksalsschlag: Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2013 lernte er bei einem Mandarin-Sprachkurs die 56 Jahre jüngere Chinesin Yanying Lu kennen. Die beiden heirateten 2014 in Las Vegas . Während der Corona-Pandemie entstand bei ihnen der Wunsch, ein gemeinsames Kind zu bekommen – trotz des hohen Alters des Ehemannes. Vaterschaft mit 92, aber nicht biologisch Das Paar entschied sich für eine künstliche Befruchtung mit Spendersamen. Im Februar 2024 kam Sohn Gabby zur Welt. Biologisch stammt das Kind nicht von Levin, rechtlich ist er aber der Vater. Gabby hat zwei Halbschwestern im Alter von 60 und 62 Jahren und einen Großneffen, der älter ist als er. Gerüchte über finanzielle Beweggründe weist Yanying Lu in dem Fernsehbericht zurück: "Als wir uns trafen, war er praktisch pleite." Heute lebt die Familie zurückgezogen, plant aber sogar ein weiteres Kind. Heftige Kritik an der späten Elternschaft Die ungewöhnliche Familienkonstellation stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Viele kritisieren Levin dafür, dass er mit über 90 Jahren noch Vater wurde – ein Alter, in dem er voraussichtlich die Jugend seines Sohnes nicht mehr erleben wird. Levin selbst sieht das gelassen: Er wolle mindestens 113 Jahre alt werden, sagt er. Dann könnte er Gabby nicht nur zur Bar-Mizwa begleiten, sondern auch zum 21. Geburtstag. "Ich habe nichts gegen das Älterwerden. Ich will nur nicht, dass es mich aufhält", sagt er. Dennoch räumt er ein, ein "Vater alter Schule" zu sein: Windeln habe er noch nie gewechselt und plane es auch jetzt nicht, so Levin zu 10 News. Medizinisch bleibt fraglich, ob Levins Lebensstil wirklich zu seiner Fitness beiträgt oder ob er schlicht genetisch begünstigt ist. Fakt ist: Das Durchschnittsalter für Männer in Australien liegt bei 83 Jahren – Levin hat es bereits deutlich übertroffen. Für seinen Sohn hofft er auf das Beste und setzt große Erwartungen: "Gabby wird Arzt, da habe ich keinen Zweifel", sagt er. Emotionales Vermächtnis oder egoistisches Experiment? Der Fall Levin wirft grundlegende ethische Fragen auf: Wie alt darf man sein, um ein Kind zu bekommen? Was zählt mehr – biologische Machbarkeit oder elterliche Verantwortung? Während sich die einen vom "ältesten Vater der Welt" inspirieren lassen, sehen andere darin ein Beispiel für medizinischen Größenwahn.