Ewigkeitschemikalien: PFAS in Trinkwasser verursachen schwere Schäden

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Einmal aufgenommen, bleiben sie lange Zeit im Körper. Sogenannte Ewigkeitschemikalien stehen in Verdacht, der Gesundheit zu schaden – besonders der von Säuglingen. Wer sein Trinkwasser aus dem Hahn bezieht, erwartet sauberes Wasser. Doch in einigen Regionen steckt darin eine unsichtbare Gefahr: per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) – sogenannte "Ewigkeitschemikalien". Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt, dass mit PFAS verunreinigtes Trinkwasser wahrscheinlich das Risiko der Sterblichkeit und anderer Schäden bei Neugeborenen erhöht. Zudem beziffert sie erstmals die jährlichen Kosten für das Gesundheitssystem – auf über acht Milliarden Dollar. Die Studie wurde kürzlich im Fachmagazin "PNAS" veröffentlicht. Sterberisiko für Säuglinge um 190 Prozent erhöht Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, gelten als besonders langlebig. Einmal in der Umwelt, bauen sie sich kaum ab – daher der Beiname "Ewigkeitschemikalien". Sie kommen in vielen Alltagsprodukten vor, etwa in beschichteten Pfannen, Outdoor-Kleidung oder Feuerlöschschaum. Gelangen sie ins Trinkwasser, reichern sie sich in Lebensmitteln und schließlich im Körper an. Für die aktuelle Studie verglichen Forscher die Geburten von Müttern in New Hampshire, die zwischen 2010 und 2019 Trinkwasser aus Brunnen bezogen. Einige nutzten Brunnenwasser von PFAS-belasteten Standorten, andere das Wasser, das aus unbelasteter Richtung kam. Das Ergebnis ist alarmierend: Säuglinge von Müttern, deren Trinkwasser belastet war, hatten eine um 191 Prozent höhere Sterblichkeitsrate im ersten Lebensjahr. Auch extrem niedriges Geburtsgewicht (unter 1.000 Gramm) und extrem frühe Geburten (vor der 28. Schwangerschaftswoche) traten bis zu 180 Prozent häufiger auf. Frühere Studien haben bereits schwerwiegende Gesundheitsschäden im Zusammenhang mit PFAS-Belastungen dokumentiert, darunter auch negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind. Ashley Langer, Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Arizona und Mitautorin der Studie, sagte im Branchenmagazin "C&EN": "Die überwältigende Erkenntnis, dass PFAS für Säuglinge und Schwangere sehr schädlich ist, scheint sich zu bestätigen." Das sagt eine Expertin : PFAS im Trinkwasser – wie schütze ich mich? Unsichtbar : Wie sicher ist unser Leitungswasser wirklich? Milliardenkosten durch verunreinigtes Wasser Die US-Forscher betonen, dass die Gesundheitsschäden durch PFAS nicht nur tragisch für die Betroffenen sind – sie verursachen auch immense volkswirtschaftliche Schäden. Frühgeborene und untergewichtige Kinder benötigen oft lebenslange medizinische Betreuung. Die Wissenschaftler beziffern die gesellschaftlichen Folgekosten hochgerechnet auf den Rest der USA auf rund acht Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Summe beinhaltet unter anderem Gesundheitsausgaben und entgangene Erwerbseinkommen. Die Kosten, um PFAS aus Trinkwasser zu entfernen, schätzen die Autoren in der britischen Zeitung "The Guardian" auf etwa 3,8 Milliarden US-Dollar . Derek Lemoine, ebenfalls Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Arizona und Mitautorin der Studie, sagte: "Wir versuchen, die Kosten zu beziffern, und das ist wichtig, denn die Sanierung und Regulierung von PFAS ist mit erheblichen Kosten verbunden." Weiter erklärte er im "C&EN", dass die Entfernung von PFAS durch Aktivkohlefilter oder andere Verfahren "eine ziemlich gute Sache" sei, angesichts der lebenslangen sozialen Kosten einer solchen Exposition. Die Studienautoren selbst haben nach der Veröffentlichung aufgehört, ungefiltertes Leitungswasser zu trinken, sagten sie.
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