Viele wünschen sich ein gutes Gedächtnis bis ins hohe Alter. Ein bestimmtes B-Vitamin könnte dafür eine wichtige Rolle spielen. Allerdings sind gerade Ältere damit oft schlecht versorgt. Die Worte fallen einem nicht ein, die Konzentration lässt schneller nach oder man ist einfach vergesslich – viele Menschen halten diese Probleme für einen Teil des normalen Alterungsprozesses. Allerdings könnte auch ein bestimmtes Vitamin daran beteiligt sein, wie schnell oder langsam solche Probleme auftreten. Eine Studie der Universität Boston (USA) liefert neue Hinweise, dass Erwachsene ab 60 Jahren mit dauerhaft hohen Vitamin-B12-Werten geistig langsamer abbauen. Das Problem ist: Gerade ältere Menschen gehören in Deutschland zur Risikogruppe für einen Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin). Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift "Alzheimer's & Dementia" veröffentlicht. Gedächtnisvorteile halten über Jahre an Für die Studie werteten die Forscherinnen und Forscher die Daten von knapp 2.000 Teilnehmern durchschnittlich über 14 Jahre hinweg aus. Dabei nutzen sie nicht nur das klassische Cobalamin als Marker für den B12-Status im Blut, sondern eine Kombination von drei Biomarkern: Cobalamin, Methylmalonsäure (MMA) und Homocystein. Studien belegen : Wer unter diesem Mangel leidet, riskiert einen Schlaganfall Für Veganer problematisch : Diese Lebensmittel enthalten Vitamin B12 Das Ergebnis: Probanden mit einem höheren Vitamin-B12-Spiegel schneiden in Gedächtnis-, Sprach- und Konzentrationstests über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren besser ab als Menschen mit niedrigen Werten. Besonders stark war dieser Zusammenhang bei Menschen, die gleichzeitig einen hohen Folat-Spiegel (Vitamin B9) im Blut aufwiesen. Die Studie stützt damit frühere Forschungsergebnisse, wonach Ernährungsgewohnheiten und vor allem Vitamine eine entscheidende Rolle beim Altern spielen. Insbesondere eine gute Versorgung mit B-Vitaminen könnte demnach helfen, den geistigen Abbau zu verlangsamen oder zu reduzieren, schlussfolgern die Autoren. Was macht Vitamin B12 so wichtig fürs Gehirn? Vitamin B12 hat zahlreiche wichtige Funktionen im Körper, etwa bei der Bildung von DNA, der Blutbildung oder beim Aufbau der Schutzhülle von Nervenzellen (Myelin). Wie genau Vitamin B12 das Gehirn schützt, hat die Studie nicht untersucht. Die Ergebnisse lassen zusammen mit früherer Forschung allerdings vermuten, dass Vitamin B12 eine Rolle beim Erhalt der Myelinschicht und der Regulation des Energiestoffwechsels im Gehirn spielt. Auch eine vorbeugende Wirkung von schädlichen Gefäßveränderungen im Gehirn wird als Mechanismus diskutiert. Die Studienautoren betonen daher, wie wichtig es ist, die Nährstoffversorgung früh und regelmäßig zu überprüfen. Gerade da etwa die Versorgung mit Vitamin B12 im Alter durch eine schlechtere Aufnahme im Verdauungstrakt sinkt. Einer früheren Studie zufolge kann jeder zweite über 75-Jährige Vitamin B12 aus der Nahrung nur noch eingeschränkt aufnehmen . Sollte jeder seinen Vitamin-B12-Status messen lassen? Einige Studien deuten darauf hin, dass die Gabe von B-Vitaminen bei Demenzkranken messbare Verbesserungen bringen können. Einige Wissenschaftler sehen daher Vorteile darin, den Vitamin-B-Status regelmäßig zu überprüfen. Der Pharmakologe und Professor Irwin H. Rosenberg erklärte in einer Mitteilung zu dem Thema: "Ich empfehle, Patienten auf einen erhöhten Homocysteinspiegel oder einen Vitamin-B12-Mangel zu untersuchen, da dies einer der reversiblen Faktoren für ihren kognitiven Abbau sein kann." Die Verbraucherzentrale weist jedoch darauf hin, dass ein Forscherteam der Donau-Universität Krems zu dem Schluss kam, dass eine regelmäßige Bestimmung des Vitamin-B12-Spiegels bei Menschen ab 50 Jahren ohne Mangelsymptome keinen gesundheitlichen Nutzen bringt. Die Studienautoren der aktuellen Studie weisen darauf hin, dass weitere Forschung nötig ist, um herauszufinden, wie genau Vitamin B12 vor dem kognitiven Abbau schützt und ob eine gezielte Nahrungsergänzung tatsächlich sinnvoll ist.