Nicolas Sarkozy ist im Gefängnis. Der frühere Präsident Frankreichs beginnt seine fünfjährige Haftstrafe, zu der er jüngst verurteilt wurde. Der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy hat seine Haftstrafe angetreten. Der 70-Jährige traf am Dienstagvormittag mit dem Auto in der Pariser Justizvollzugsanstalt Santé ein, wie zahlreiche Kameras festhielten. Der konservative Ex-Präsident war wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung im September zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. "Oh, Sarkozy ist da!", "Herzlich willkommen, Sarkozy", riefen mehrere Häftlinge aus ihren Zellen bei der Ankunft des prominenten Neuzugangs. Sarkozys Anwälte beantragten seine vorzeitige Haftentlassung, was wegen seines Alters gleich nach Haftantritt möglich ist. "Kriminelle Vereinigung": Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy schuldig gesprochen Nach Kabinettsbildung: Frankreichs Regierung übersteht zwei Misstrauensanträge "Selbst wenn seine Inhaftierung durch nichts gerechtfertigt ist, wird er wohl einen Monat bleiben", sagte sein Anwalt Christophe Ingrain. Dies entspreche der durchschnittlichen Bearbeitungszeit. "Es ist ein trauriger Tag für ihn, für Frankreich und für unsere Institutionen. Diese Inhaftierung ist eine Schande", fügte sein Kollege Jean-Michel Darrois hinzu. Kurz vor seiner Abfahrt ins Gefängnis beteuerte Sarkozy im Onlinedienst X erneut seine Unschuld. "Ich werde weiterhin den Justizskandal anprangern", erklärte er und stellte seine Haftstrafe als einen Racheakt dar. Ein Gericht hatte Sarkozy in der Affäre um illegale Wahlkampffinanzierung aus Libyen zu einer Haftstrafe mit sofortiger Vollstreckung verurteilt. Genauer geht es um den Vorwurf, dass für Sarkozys Präsidentenwahlkampf 2007 illegal Geld vom damaligen libyschen Machthaber Muammar Gaddafi geflossen sein soll. Zwar fand das Pariser Strafgericht dafür keine Belege, stellte in seiner Urteilsbegründung jedoch fest, dass der konservative Politiker und enge Vertraute Gaddafis versucht hatte, sich Gelder von ihm zu verschaffen. Sarkozy wird im Pariser Gefängnis La Santé inhaftiert, wo es einen Trakt für Häftlinge gibt, die besonders geschützt werden müssen, etwa weil es sich um Prominente handelt. Erwartet wird aber, dass der 70-Jährige in einem besonders isolierten Bereich einquartiert wird. Gibt es einen "VIP-Bereich" im Gefängnis La Santé? Spekuliert wurde, ob Sarkozy seine Haftstrafe in einem "VIP-Bereich" verbringt. In dem Komplex im Gebäude QB4 befinden sich 19 Zellen für Häftlinge mit besonderer Überwachung. Das Gefängnis spricht ausdrücklich nicht von einem VIP-Bereich, sondern von einem "Bereich für schutzbedürftige Personen", also Häftlinge, die durch den Kontakt mit anderen Inhaftierten in Gefahr geraten könnten. Hier werden Prominente inhaftiert, aber auch Sexualverbrecher, verurteilte Polizisten sowie Straftäter, die gegen ihre Komplizen ausgesagt haben. Sind manche Zellen luxuriöser ausgestattet als andere? "Die Zellen sind nicht besser und nicht schlechter als die anderen Zellen in den anderen Gebäuden", sagte ein Gefängnisbediensteter dem Sender BFMTV. "Er wird wie alle anderen Häftlinge in seiner Zelle eine Dusche, einen Kühlschrank und einen Fernseher haben. Es wird keine Vorzugsbehandlung geben." Ein ehemaliger Häftling aus dem Trakt sagte dem Sender RTL: "Es gibt ein kleines Bett, das 80 Zentimeter breit ist, ich glaube, sogar nur 70 Zentimeter, nicht sehr hoch und am Boden befestigt. Es gibt einen ganz kleinen Schreibtisch im Ikea-Stil, der ebenfalls am Boden befestigt ist." Die Zellen sind zwischen neun und zwölf Quadratmeter groß. Die Ausstattung in Sarkozys Zelle dürfte also identisch sein. Die Zelle misst elf Quadratmeter, berichtet die Zeitung "Le Parisien". Wenn Sarkozy möchte, kann er sich Hygieneartikel und Speisen aus einem entsprechenden Angebot bestellen, um das laut der Zeitung "ungenießbare" Essen der Gefängniskantine zu umgehen. Wie wird der Tagesablauf für Sarkozy hinter Gittern sein? Die meiste Zeit bleibt er in seiner Zelle eingesperrt. Eine Stunde am Tag erhält er begleitet von drei Aufsehern Hofgang, außerdem kann er je nach Verfügbarkeit eine Bibliothek und einen Fitnessraum nutzen, wie "Le Parisien" berichtet. Mit seiner Familie kann Sarkozy über ein Telefon kommunizieren, das jedoch abgehört wird. Dreimal in der Woche darf seine Familie ihn besuchen und dafür einen speziellen Eingang in das Gefängnis nutzen. Hat Sarkozy schon Pläne für seine Haftzeit? Der Zeitung "Le Figaro" hat der ehemalige Staatschef erzählt, dass er zwei Bücher als Lektüre mitnehmen will: "Der Graf von Monte Cristo" in einer zweibändigen Ausgabe sowie eine Jesus-Biografie von Jean-Christian Petitfils. Dem Vernehmen nach will er auch selbst ein Buch über seine Zeit hinter Gittern schreiben. Sarkozy ist bereits Autor etlicher Bücher.