Ein Mangel an Vitamin D begünstigt nicht nur Knochenschwäche, er kann auch das Risiko für eine Augenkrankheit steigern. Überraschend ist, wen es besonders häufig trifft. Grauer Star gilt als typische Alterskrankheit: Die Linse im Auge trübt sich ein, Betroffene sehen zunehmend verschwommen, Farben verlieren an Intensität. Eine große Auswertung von Daten aus einer britischen Datenbank zeigt nun, dass ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für diese Augenkrankheit deutlich erhöht. Vitamin D: So lässt sich der Bedarf decken und ein Mangel erkennen Grauer Star: Wann eine Operation nötig ist Fast eine halbe Million Menschen untersucht Das Forschungsteam um Jason C. Yam von der Chinese University in Hongkong hat Blutwerte von über 442.000 Menschen ausgewertet. Sie stammten aus der UK Biobank, einer Langzeitstudie mit insgesamt rund einer halben Million Teilnehmern im Alter zwischen 37 und 73 Jahren. Das Ergebnis: Menschen mit starkem Vitamin-D-Mangel (unter 25 Nanomol pro Liter Blut) hatten ein um 12 Prozent erhöhtes Risiko, einen Grauen Star zu entwickeln. Während der Nachbeobachtungszeit von im Schnitt knapp elf Jahren erkrankten über 13 Prozent der Teilnehmer neu an einer Katarakt. Junge Menschen besonders anfällig Besonders auffällig war der Zusammenhang bei Jüngeren. Teilnehmer unter 50 Jahren mit schwerem Vitamin-D-Mangel erkrankten zu 27 Prozent häufiger an Grauem Star als Gleichaltrige mit normalen Vitamin-D-Werten. Bei Menschen zwischen 50 und 60 Jahren lag das Risiko noch um 12 Prozent höher, bei über 60-Jährigen um neun Prozent. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass gerade jüngere Menschen heute seltener Sonne tanken. Wer beruflich viel in Innenräumen arbeitet, bildet weniger Vitamin D über die Haut. Hinzu kommt: Ältere Erwachsene nehmen häufiger Vitamin-D-Präparate ein – oft zur Vorbeugung von Osteoporose. Dadurch liegen ihre Werte im Schnitt höher. Warum Vitamin D für die Augen wichtig ist Vitamin D ist nicht nur für die Knochen entscheidend. Es wirkt auch im Auge: Forscher haben Vitamin-D-Rezeptoren in verschiedenen Zellen nachgewiesen, etwa in Photorezeptoren der Netzhaut, Hornhautzellen und Linsenepithelzellen. Vitamin D könnte so die Barrierefunktion der Linse und die Verbindung zwischen den Zellen stabilisieren. Fehlt es, steigt das Risiko für oxidative Schäden und Entzündungen – beides gilt als Treiber für die Linsentrübung. "Unsere Ergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und einem erhöhten Risiko für Katarakte", betont Studienleiter Yam. "Dieses war besonders ausgeprägt bei Personen unter 50 Jahren. Eine rechtzeitige Überwachung und Behandlung von Vitamin-D-Mangel dürfte sich positiv auf die Hemmung der Kataraktentwicklung auswirken, insbesondere in einem frühen Stadium." Grauer Star ist weit verbreitet, aber gut behandelbar Der Graue Star ist weltweit die häufigste Ursache für Sehbehinderungen. In Deutschland wird jährlich bei mehr als 800.000 Menschen die trübe Linse operativ entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt. Der Eingriff gilt als Routine. Doch die neue Studie zeigt: Wer auf ausreichend Vitamin D achtet, kann schon im Vorfeld etwas für seine Augengesundheit tun.