Haftbefehl-Doku auf Netflix sorgt für Furore – jetzt auch in der Politik

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Aykut Anhan dominiert derzeit die Charts: von Spotify bis Netflix. Mehr noch: Der Rapper hat mit seiner "Haftbefehl-Story" jetzt auch die Politik auf den Plan gerufen. "Babo – Die Haftbefehl-Story" reitet weiter auf der Erfolgswelle. In wenigen Tagen schaffte es die Produktion auf die Nummer eins der Netflix-Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mehr als vier Millionen Menschen sahen die Dokumentation über den rauschhaften Auf- und Abstieg des Rappers allein in der ersten Woche seit dem 28. Oktober. Damit erreichte "Babo" in den internationalen Netflix-Charts sogar den vierten Platz unter den nicht englischsprachigen Filmen. Der Erfolg wird viele Gründe haben, schließlich ist Haftbefehl als Künstler eine schillernde Persönlichkeit. Aber auch der Mensch hinter der Fassade ist für viele ein Rätsel und dementsprechend ein Anreiz, der neugierig macht. Das "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" aus dem Jahr 2025 Doch insbesondere die Art der Erzählung dürfte vielen Fans imponiert haben: Haftbefehl liefert schonungslose wie erschütternde Einblicke in sein Leben. Der 39-Jährige konsumiert nach eigenen Angaben seit dem 13. Lebensjahr Kokain, etwa zu der Zeit beging sein Vater Suizid. Er brach die Schule ab, geriet mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt und kam früh in Jugendarrest. Die Biografie erinnert an "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" aus dem Jahr 1978. Der Offenbacher Musiker mit kurdischen Wurzeln löste damit auf verschiedenen Ebenen ein gewaltiges Echo aus. Unter anderem Schauspieler Elyas M'Barek produzierte die Doku mit seiner Firma, der Journalist Juan Moreno inszenierte den Film gemeinsam mit Regisseur und Autor Sinan Sevinç. Haftbefehl, der mit bürgerlichem Namen Aykut Anhan heißt, öffnete sich ihnen gegenüber auf bemerkenswerte Weise, schilderte ehrlich seine persönlichen Probleme. In vielen Aufnahmen wirkt der Musiker schwer gezeichnet. "Ich war schon tot", sagte er selbst. Die Folgeerscheinungen sind verheerend Offenbarungen, die auch weit über seine Anhängerschaft hinaus Eindruck schinden. "Einen Riesenrespekt an Aykut", dass er seine Sucht so thematisiere und den Mut aufbringe, darüber so offen zu sprechen, sagte der Bundesdrogenbeauftragte und CDU-Politiker Hendrik Streeck in dieser Woche. Die Szenen seien heftig, aber auch berührend, so Streeck weiter. Es gehe in der Doku nicht nur um den Konsum von Drogen, sondern auch darum, "wie Drogen am Ende den Menschen konsumieren". Gerade Kokain werde fatalerweise oft verharmlost. Dass Haftbefehl mit seiner enormen Reichweite und seinem knallharten Rap-Image einen Kontrast setzt, würdigt auch die Stuttgarter Drogenberaterin Elena Feller in einem Interview mit dem SWR . Die Doku sei ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie extrem Drogen einen Menschen verändern könnten, sagte sie. Haftbefehl liefere ein abschreckendes Beispiel für Drogenkonsum. Man sehe die Folgeerscheinungen: Der Rapper enttäusche seine Familie, verändere sich grundlegend. Mit weniger finanziellen Mitteln wären die Folgen für Haftbefehl vermutlich noch verheerender ausgefallen. Bei mehr als 25 Jahren Kokain-Konsum drohen existenzielle Verluste und der Absturz in die Obdachlosigkeit. Insofern unterscheidet sich Haftbefehls "Babo"-Porträt dann doch deutlich von Christiane Felscherinow und ihrer "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"-Geschichte.
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