Medikamente gelten in Deutschland allgemein als sicher. Dennoch kann auch von bekannten Wirkstoffen ein Krebsrisiko ausgehen. Arzneimittel müssen in Europa ein langes Prüfverfahren durchlaufen, bevor sie zugelassen werden. Dabei testen Fachleute auch, ob ein Präparat möglicherweise Krebs auslösen kann. Die meisten Medikamente gelten nach aktuellem Wissen als sicher. Dennoch gibt es Ausnahmen: Manche Wirkstoffe können auf lange Sicht das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen. Und auch Nahrungsergänzungsmittel können das Krebsrisiko steigern, selbst, wenn die Inhaltsstoffe auf den ersten Blick harmlos wirken. Krebsmedikamente mit Krebsrisiko Ein klassisches Beispiel sind Zytostatika, also Medikamente, die in der Chemotherapie Krebszellen abtöten. Weil sie auch gesunde Zellen schädigen, kann sich Jahre später ein Zweitkrebs entwickeln – meist Leukämien. Auch das Brustkrebsmittel Tamoxifen erhöht das Risiko für Gebärmutterkrebs, wenn es über viele Jahre angewendet wird. Trotzdem gilt: Für die Betroffenen überwiegt der Nutzen. Ohne Behandlung wäre das Risiko durch die eigentliche Erkrankung deutlich größer. Hormonelle Wirkstoffe erhöhen das Risiko bestimmter Krebsarten Ein weiteres Beispiel sind hormonell wirkende Medikamente. Hier gibt es gleich mehrere Wirkstoffe, die das Krebsrisiko beeinflussen: Antibabypille : Sie erhöht leicht das Brustkrebsrisiko, senkt aber das Risiko für Eierstock- und Darmkrebs . Nach dem Absetzen normalisiert sich das Risiko wieder. Östrogen- und Gestagenpräparate : Einige Frauen verwenden diese Wirkstoffe in den Wechseljahren im Zuge einer Hormonersatztherapie, um starke Beschwerden zu behandeln. Allerdings können sie das Risiko für Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs erhöhen. Aber: Ob und wie sehr sich das Risiko steigt, ist individuell unterschiedlich und hängt mitunter von der Hormonzusammensetzung und der Behandlungsdauer ab. Nach dem Absetzen sinkt das Risiko. Zudem gibt es Hinweise, dass eine Hormonersatztherapie das Risiko für Darmkrebs senken kann. Testosteron : Medizinisch eingesetzt, etwa bei einem Hormonmangel bei Männern, gilt es als relativ sicher. Allerdings fördert Testosteron das Wachstum von Prostatatumoren. Daher sollen Ärzte vor Beginn einer Testosterontherapie Prostatakrebs ausschließen. Bei einem unkontrollierten Einsatz von Testosteron, etwa beim Doping mit hohen Dosen, erhöht es dagegen das Risiko für Leber- und Prostatakrebs. Blutdrucksenker: Zwei Therapien gelten als riskant Verschiedene Wirkstoffe gegen Bluthochdruck stehen immer wieder im Verdacht, Krebs auszulösen, darunter sogenannten Diuretika, Sartane oder ACE-Hemmer. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft scheint von Blutdruck-Medikamenten im Allgemeinen aber kein Krebsrisiko auszugehen – mit zwei Ausnahmen. Das Diuretikum Hydrochlorothiazid steigert nachweislich das Risiko für Plattenepithelkarzinome, eine Form des weißen Hautkrebs, sowie Lippenkrebs. Zudem erhöhen Sartane und ACE-Hemmer für sich zwar nicht das Krebsrisiko. Anders sieht es aus, wenn beide Wirkstoffgruppen kombiniert werden: Laut der Deutschen Herzstiftung zeigte eine große Analyse, dass das relative Krebsrisiko dadurch um etwa zehn Prozent zunimmt. Da der zudem der zusätzliche Nutzen einer solchen Kombination nicht belegt ist, raten Experten davon ab. Diabetes-Medikamente größtenteils ohne Krebsrisiko Auch Medikamente zur Diabetes-Therapie stehen immer wieder unter Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen – unter anderem, weil insbesondere Menschen mit Typ-2-Diabetes ein höheres Risiko für einige Krebsarten haben. Das geht laut dem Krebsinformationsdienst allerdings nicht auf die Medikamente zurück, sondern auf die schweren Stoffwechselstörungen, die der Zuckerkrankheit zugrunde liegen. Lediglich bei dem Diabetesmedikament Pioglitazon gibt es Hinweise auf ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko durch die Therapie. Deshalb sollen Patienten mit Blasenkrebs in der Vorgeschichte es nicht einnehmen. Nahrungsergänzungsmittel: Natürlich heißt nicht ungefährlich In der Annahme sich etwas Gutes zu tun, greifen viele Menschen zu Tees, Vitaminpräparaten oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln. Doch auch hier lauern Risiken und einige Inhaltsstoffe können sogar das Krebsrisiko erhöhen. Pyrrolizidinalkaloide: In einigen pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln können krebserregende Pyrrolizidinalkaloide enthalten sein. Das sind natürliche Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen, die sie vor Fressfeinden schützen, aber auch für den Menschen giftig sind. Betroffen davon waren in den vergangenen Jahren beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel etwa mit Wasserdost, Huflattich, Borretsch, Blütenpollen oder auch Kräutertees. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Diese krebserregenden Stoffe entstehen bei unsauberer Verarbeitung und finden sich vor allem in getrockneten Nahrungsergänzungsmitteln. Sie wurden in der Vergangenheit etwa in Produkten mit Spirulina, Grüntee-Extrakt oder Propolis gefunden. Verbraucherschützer raten dazu, bei solchen Produkten auf vertrauenswürdige Anbieter zu setzen und sie möglichst nicht aus dem Nicht-EU-Ausland zu erwerben. Schwermetalle: Bei Nahrungsergänzungsmitteln können giftige Schwermetalle wie Blei, Quecksilber oder Arsen ebenfalls ein Problem sein. Vor allem bei ayurvedischen Präparaten können sie vorkommen. Sie gelten als krebserregend. Hochdosierte Vitamine : Auch bei Vitaminen gilt Vorsicht. Beta-Carotin oder Vitamin A erhöht bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko, Vitamin B6 und B12 steigern es bei Männern, wenn sie lange hochdosiert eingenommen werden. Dagegen gilt: Vitamine aus Obst und Gemüse sind sicher und senken das Krebsrisiko. Fazit Einige Medikamente können das Krebsrisiko erhöhen, auch wenn sie einer strengen Kontrolle unterliegen. Denn bei diesen Mitteln überwiegt der unmittelbare Nutzen für schwer erkrankte Menschen ein mögliches Risiko zu einem späteren Zeitpunkt. Ob und wie sehr das Krebsrisiko durch diese Medikamente steigt, hängt von individuellen Risikofaktoren, sowie der Dauer und der Dosierung der Produkte ab. Auch Nahrungsergänzungsmittel sind nicht immer frei von einem Krebsrisiko. Sie können mit Giftstoffen belastet oder schlichtweg zu hoch dosiert sein. Im Gegensatz zu zugelassenen Arzneimitteln werden sie viel weniger überwacht und die Einnahme ist oft nicht mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen, was das Risiko noch erhöhen kann.