Prostatakrebs: Lange Hormontherapie bringt laut Studie oft kaum Vorteile

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Fortgeschrittener Prostatakrebs benötigt meist eine Hormontherapie. Aktuelle Leitlinien sind laut einer neuen Studie für viele Patienten nicht immer geeignet. Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Wird er erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, kommt in vielen Fällen eine Kombination aus Bestrahlung und Hormonentzugstherapie zum Einsatz. Letztere senkt den Testosteronspiegel im Körper, weil das Hormon das Wachstum von Prostatakrebszellen fördert. Damit hemmt die auch als Androgendeprivationstherapie (ADT) bekannte Therapie das Tumorwachstum zwar effektiv. Für viele Patienten bedeutet sie aber Nebenwirkungen über Monate bis Jahre und damit einen massiven Einschnitt in die Lebensqualität. Eine neue internationale Studie zeigt nun, dass bereits wenige Monate Hormonentzugstherapie bei den meisten Patienten ausreichen, um das Sterberisiko zu senken. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift "JAMA Oncology" veröffentlicht. Studie zeigt: Meist reichen sechs bis zwölf Monate Wissenschaftler der University of California in Los Angeles (UCLA) und weiterer Forschungseinrichtungen haben Daten von über 10.000 Männern aus 13 klinischen Studien analysiert. Dabei verglichen sie unterschiedliche Dauern der Androgenentzugstherapie bei fortgeschrittenem, lokalem Prostatakrebs. Das Ergebnis: Die Androgenentzugstherapie kann das Risiko für Metastasen sowie das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, signifikant senken. Die größten Vorteile der Therapie treten allerdings innerhalb der ersten neun bis zwölf Monate ein. Eine darüber hinausgehende Therapie biete laut den Forschern der UCLA nur einen geringen zusätzlichen Schutz und erhöhe das Risiko für andere Gesundheitsprobleme, etwa Herz- oder Stoffwechselerkrankungen. "Gamechanger" für Prostatakrebs : Medikamenten-Kombination senkt Sterberisiko deutlich Häufigster Krebs beim Mann : Wie sich Prostatakrebs erkennen und behandeln lässt Neue Empfehlungen je nach Risiko Die aktuellen Behandlungsleitlinien empfehlen laut den Studienautoren eine Behandlungsdauer von vier bis sechs Monaten für Patienten mit mittlerem Risiko für Metastasen und einen wiederkehrenden Tumor und eine Dauer von 18 bis 36 Monaten für Patienten mit hohem Risiko. Die Studienautoren empfehlen jedoch eine differenziertere Anpassung der Therapiedauer: Niedriges Risiko : Patienten mit niedrigem Risiko benötigen möglicherweise keine ADT. Mittleres Risiko : Patienten mit mittlerem Risiko profitieren am meisten von einer Therapiedauer von sechs bis zwölf Monaten. Hohes Risiko : Patienten mit hohem Risiko können von einer Therapiedauer von bis zu zwölf Monaten profitieren. Sehr hohes Risiko : Patienten mit sehr hohem Risiko können eine längere Therapiedauer benötigen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung personalisierter Behandlungspläne für Männer mit Prostatakrebs, so die Studienautoren. Kürzere Hormontherapiezyklen können für viele Patienten ausreichend sein, da sie Nebenwirkungen reduzieren und gleichzeitig die Wirksamkeit erhalten. Dabei sollten Faktoren wie das Krebsrisiko, Alter und allgemeine Gesundheit berücksichtigt werden. Studienautor Amar Kishan von der UCLA erklärt in einer Pressemitteilung: "Die Behandlung von Prostatakrebs sollte nicht standardisiert sein. Diese Erkenntnisse helfen Ärzten, die Therapie zu personalisieren und die Krebskontrolle mit potenziellen Nebenwirkungen und anderen Gesundheitsrisiken abzuwägen." Neue Leitlinien : Was sich jetzt für Millionen Bluthochdruck-Patienten ändert Lange Hormontherapie hat Nebenwirkungen Die Hormonentzugstherapie greift tief in den Hormonhaushalt ein und führt bei vielen Männern zu typischen Beschwerden. Besonders häufig verlieren Patienten während der Behandlung das sexuelle Verlangen und haben Schwierigkeiten, eine Erektion aufzubauen oder zu halten. Der Grund dafür liegt im stark gesenkten Testosteronspiegel, der die sexuelle Lust und Funktion unmittelbar beeinflusst. Ebenfalls weitverbreitet sind Hitzewallungen, die vier bis acht von zehn Männern betreffen. Sie treten plötzlich auf, gehen oft mit starkem Schwitzen und Schlafstörungen einher und ähneln den Wechseljahresbeschwerden von Frauen. Zudem verändert sich bei vielen Betroffenen das Körperbild: Die Brustdrüsen können anschwellen und schmerzhaft werden, die Muskelmasse nimmt ab und Körper- sowie Gesichtsbehaarung werden dünner. Diese Veränderungen belasten viele Patienten zusätzlich – körperlich wie seelisch – und spielen daher im Alltag mit der Hormontherapie eine große Rolle.
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