Bine Norčič stand plötzlich im Zentrum des norwegischen Skisprungs – ohne davon zu wissen. Nun bricht er sein Schweigen. Als Anfang des Jahres das norwegische Skisprung-Nationalteam bei der WM wegen manipulierter Anzüge in die Schlagzeilen geriet, rückte auch Bine Norčič unerwartet in den Fokus. Der Slowene sollte als Nachfolger des suspendierten Nationaltrainers Magnus Brevig einspringen. Nur drei Tage später war das Kapitel jedoch bereits beendet. Nun sprach Norčič über die Zeit – und korrigierte einige Darstellungen. "Das stimmt nicht. Ich habe nie zugesagt. Diese Episode zeigt, was für ein riesiges Chaos herrschte", sagte der 44-Jährige im Gespräch mit dem Schweizer "Blick". Zum damaligen Zeitpunkt betreute Norčič als Trainer die B-Gruppe im zweitklassigen Continental Cup, als ihn die Nachrichten über den Skandal erreichten – zunächst allerdings nur über Umwege. "Als ich das Video zum ersten Mal sah, konnte ich es nicht glauben. Es war ein riesiger Schock", erinnerte er sich. "Ich wusste nichts davon. Obwohl ich sehr viel mitbekommen habe." "Doping, nur mit einer anderen Art Nadel": Das steckt hinter dem Skisprung-Skandal Weitere Vorwürfe: Hat Norwegen nicht nur beim Anzug betrogen? Von seiner angeblichen neuen Rolle als Cheftrainer des norwegischen Teams erfuhr er nicht etwa von Funktionären, sondern durch den Anruf eines Journalisten. Der habe ihn angerufen, so Norčič, und ihm mitgeteilt, dass er offiziell als neuer Coach angekündigt worden sei. "Ich hatte keine Ahnung, wovon er spricht. Dann erklärte er mir, dass die Verantwortlichen mich als Nachfolger verkündeten." "Alle schauten uns komisch an" Norčič lehnte ab, bot sogar seinen Rücktritt als Trainer an: "Ich wollte nicht Teil dieses Chaos sein", erklärte er. Der 44-Jährige durfte seine Arbeit im Nachwuchsbereich bis zum Saisonende fortsetzen. Allerdings veränderte sich die Stimmung im Team nach dem Skandal. "Ich spürte ein Misstrauen. Das tat weh." Auch Norčič' Team litt darunter: "Wir kamen uns teilweise vor wie Aliens. Alle schauten uns komisch an", sagte der frühere Skispringer. Die Zeit hat er nun hinter sich gelassen. Inzwischen arbeitet Norčič als Nationaltrainer der Schweizer Skispringer.