2026 steigen sechs "Tatort"-Kommissare aus, fünf von ihnen sind über 60. Ersetzt werden sie durch jüngere Schauspieler. Der ARD-Krimi wird jünger – aber auch besser? Mit Corinna Harfouch verlässt eine der ältesten Kommissare den "Tatort". Nach nur sechs Folgen steigt die 70-Jährige wieder aus. Damit reiht sich die Schauspielerin in einer Reihe von Abgängen ein wie Miroslav Nemec , Udo Wachtveitl, Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser . Alle weit über 50. Ersetzt werden die Kommissare meist von jüngeren Schauspielern. Hat Deutschlands beliebtester Krimi etwa ein Problem mit dem Älterwerden? Die Antwort ist: Jein. Denn tatsächlich ist der "Tatort" in den vergangenen Jahren immer älter geworden. Während die Kommissare 2004 im Schnitt noch 47 Jahre alt waren, sind sie zwei Jahrzehnte später, 2024, 52 Jahre alt. Ein Alter, das zwar immer noch nicht hoch ist, die Tendenz geht aber in eine Richtung, bei der man sich doch fragen muss, wie realitätsnah alternde Kommissare wirklich sind. Ziel des "Tatorts" war und ist es noch heute, die Lebenssituationen so realitätsnah wie möglich im deutschsprachigen Raum abzubilden. Auf die Frage von t-online, welches Ziel sich die ARD beim Zusammenstellen der einzelnen Teams gesetzt hat, lautete die Antwort: "Die 'Tatort'-Reihe war in Themen und Typen immer ein Spiegel der bundesrepublikanischen Gesellschaft und möchte dies natürlich auch in ihren unterschiedlichen Kommissarsfiguren abbilden, die ja in der Vergangenheit bis heute immer markant, oft stilprägend waren." In den jeweiligen Redaktionsteams werde bei der Besetzung auf "unterschiedlichste Kriterien geachtet, die unsere Gesellschaft kennzeichnen und unsere Lebenswirklichkeit einfangen". Und was heißt das konkret? Wenn Corinna Harfouch im Frühjahr 2026 ein letztes Mal ermittelt, wird sie 71 Jahre alt sein. Harald Krassnitzer wird im Jahr seines "Tatort"-Aus 66 Jahre alt, Adele Neuhauser 68. Miroslav Nemec wird 2026 72, sein Münchner Kollege 68 Jahre alt. Die Realität innerhalb der deutschen Polizei ist aber eine andere. 2011 lag das Pensionsalter von Kommissaren noch bei 60 Jahren. Heute ist die Regelaltersgrenze laut Beamtenversorgungsgesetz 62 bis 65 Jahre, wobei es Sonderregelungen für den Polizeivollzugsdienst geben kann. Da hier besondere Belastungen durch Schichtdienst oder Einsatzrisiko hinzukommen, führt das oft zu einem noch früheren Ruhestand. Die vier Kommissare, die im kommenden Jahr aussteigen, passen also gewissermaßen nicht mehr in einen realitätsbezogenen "Tatort". Warum deswegen auch die Vermutung naheliegt, dass der Ausstieg der Wiener Kommissare nicht ganz freiwillig gewesen sein könnte, lesen Sie hier . Der "Tatort" hat so gesehen wohl ein Problem mit dem Älterwerden, arbeitet aber auch aktiv an Lösungen. Folglich werden ältere Schauspieler durch jüngere ersetzt. Auch wenn es laut ARD kein Maximalalter für Kommissare gibt. Vielmehr sei die zuständige Landesrundfunkanstalt eigenverantwortlich für die Besetzung. Eine übergeordnete Maxime, wie etwas das Alter, gibt es wohl nicht. Stattdessen seien "unterschiedlichste Aspekte" für die Auswahl verantwortlich, wie ein Sprecher t-online sagte. Die jungen Neuen Die Zahlen sprechen allerdings eine ganz klare Sprache. Von vier neuen Kommissaren ist keiner über 50 Jahre alt. Vier von ihnen haben Migrationshintergrund, zwei von ihnen sind Frauen. Das neue Münchner Team, das ab 2026 an den Start gehen wird, besteht aus dem 49-jährigen Carlo Ljubek und dem 32-jährigen Ferdinand Hofer. Letzterer ist schon seit 2014 zunächst als Kriminalassistent und mittlerweile als Oberkommissar Kalli Hammermann dabei. Karoline Schuch ist 44 Jahre alt. Sie ersetzt Axel Milberg im Kieler "Tatort": An ihrer Seite steht die 35-jährige Almila Bagriacik , die auch schon zuvor mit Borowski arbeitete. Vor wenigen Wochen lief die erste Frankfurt-"Tatort" mit dem 33-jährigen Edin Hasanović und der 49-jährigen Melika Foroutan. Die Nachfolger für Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser stehen noch nicht fest. Aktuell gelten jedoch der 38 Jahre alte Laurence Rupp und die 35 Jahre alte Miriam Fussenegger als Favoriten. Maria Furtwängler im Interview: "Ich würde es sehr bedauern" Die Neuen sind schon auffallend jung. Gibt es mit Blick auf den Frauenanteil, die Altersstruktur und die Herkunft also doch eine Agenda? "Die Auswahlkriterien sind von Fall zu Fall verschieden. Es gibt keinen von der ARD vorformulierten übergeordneten Anforderungskatalog", wird uns versichert. Zufall oder nicht, der "Tatort" wird tatsächlich immer jünger. Ohne die Kommissare, die im kommenden Jahr aussteigen werden, und mit den Ermittlern, die neu dazukommen, liegt der Altersdurchschnitt aktuell bei 49 Jahren – und das scheint nur wie ein Anfang. Wie es in Zukunft für langjährige "Tatort"-Lieblinge wie die 64-jährige Ulrike Folkerts , den 70 Jahre alten Richy Müller oder den 68-jährigen Ulrich Tukur weitergeht, bleibt abzuwarten. Ob junge Ermittler den "Tatort" auch besser machen, müssen die Zuschauer entscheiden.