Das West-Nil-Virus breitet sich in Europa aus und infiziert Menschen – seit 2019 auch in Deutschland. Was das bedeutet, erfahren Sie hier. Früher galt das West-Nil-Virus in Deutschland als exotischer Erreger, den gelegentlich jemand als Reisemitbringsel einschleppte. Das hat sich inzwischen geändert: So haben sich etwa im Jahr 2023 in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum bekanntlich 728 Menschen mit dem West-Nil-Virus infiziert – 709 davon vor Ort und wiederum 6 davon in Deutschland. 67 Betroffene haben die Infektion nicht überlebt. All diese Zahlen sind zwar niedriger als im Jahr 2022. Doch dafür waren 2023 mehr Regionen Europas betroffen als im Jahr 2018, das mit 1.549 örtlich erworbenen Infektionen den bisherigen Höchststand an solchen Fällen verzeichnet. Dies deutet womöglich auf eine zunehmende geografische Verbreitung des West-Nil-Virus hin. Gezielt behandeln lassen sich Infektionen mit dem West-Nil-Virus nicht. Bei einer Erkrankung bleibt nur, die Beschwerden zu lindern – etwa durch fiebersenkende Mittel. Umso wichtiger ist es, sich in Verbreitungsgebieten des West-Nil-Virus möglichst vor einer Infektion zu schützen sowie mögliche Anzeichen der Infektion zu erkennen und bei Bedarf ärztlich abklären zu lassen. Welche Symptome löst eine Infektion mit dem West-Nil-Virus aus? Häufig verursacht die Infektion mit dem West-Nil-Virus gar keine Symptome. Nur etwa jede fünfte infizierte Person entwickelt die als West-Nil-Fieber bekannte Erkrankung mit grippeähnlichen Beschwerden wie plötzlichem Fieber , Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Abgeschlagenheit. Ein weiteres typisches Symptom für Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind geschwollene Lymphknoten . Zudem bekommt etwa die Hälfte der Menschen mit West-Nil-Fieber einen blassen, knotig-fleckigen Hautausschlag, der sich vom Rumpf ausgehend in Richtung Kopf, Arme und Beine ausbreitet. Häufig ist das West-Nil-Fieber nach wenigen Tagen überstanden. Bis Symptome wie Abgeschlagenheit oder Schwäche völlig verschwunden sind, kann es allerdings länger dauern – teils mehrere Wochen. Mit Spätfolgen ist jedoch nicht zu rechnen. Schwerer verläuft die Infektion, wenn die Hirnhäute und/oder das Gehirn vom West-Nil-Virus befallen sind: Dann können Symptome einer (meist milden) Hirnhautentzündung oder einer (teils lebensbedrohlichen) Gehirnentzündung auftreten – wie hohes Fieber, steifer Nacken, Muskelschwäche, Benommenheit, Bewegungsstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle oder Sehstörungen. Insgesamt sind solche schweren Verläufe aber selten: Nur in einem von hundert Fällen greift das West-Nil-Fieber auf Hirnhäute und Gehirn über. Noch seltener löst das West-Nil-Virus Entzündungen in anderen Organen – wie etwa Herz oder Leber – aus. Wann besteht ein Risiko, sich mit dem West-Nil-Virus anzustecken? Das West-Nil-Virus kommt auf allen Kontinenten (außer der Antarktis) in bestimmten Regionen vor. Es kann sich über infizierte Zugvögel verbreiten und wird durch Stechmücken übertragen – hauptsächlich zwischen Vögeln, aber manchmal auch auf Säugetiere (wie Pferde) und auf Menschen. Als Risikogebiet kann also jede Region gelten, in der sich infizierte Vögel aufhalten und viele Mücken aktiv sind. Die wichtigsten Überträger des West-Nil-Virus sind Mücken der Gattung Culex. Diese vermehren sich bei warmer Witterung stark. Dementsprechend tritt das West-Nil-Fieber in Europa und im Mittelmeerraum häufig in Südfrankreich, Norditalien, Griechenland und weiten Teilen des Balkans, der Türkei und des Nahen Ostens auf. Weiter nördlich sind auch Teile Rumäniens, Tschechiens, Ungarns, der Slowakei und Österreichs betroffen. Mücken der Gattung Culex sind auch in ganz Deutschland heimisch. Während die Blutsauger beispielsweise in Südeuropa witterungsbedingt oft bis in den November aktiv sind, ist das Risiko hierzulande jedoch eher auf den Spätsommer begrenzt. Bei anhaltend warmem Wetter sind allerdings auch noch im Frühherbst Infektionen mit dem West-Nil-Virus möglich. Wo tritt das West-Nil-Virus in Deutschland auf? Infektionen mit dem West-Nil-Virus treten in Deutschland bislang vor allem in den südlichen Regionen Ostdeutschlands auf. Dort überträgt sich das Virus seit mindestens 2018 saisonal zwischen Stechmücken und Vögeln. Im Spätsommer 2019 wurde der Erreger in Ostdeutschland zum ersten Mal durch Mückenstiche auf Menschen übertragen. Seitdem haben sich in Deutschland in den Sommer- und Herbstmonaten wiederholt Menschen mit dem West-Nil-Virus infiziert – überwiegend in Berlin , Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, 2024 vereinzelt auch in anderen Bundesländern. Bislang blieb die Anzahl der Fälle pro Jahr jeweils im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich. Die Dunkelziffer liegt aber vermutlich höher, da viele Infektionen ohne Symptome verlaufen und nur etwa einer von hundert Infizierten ein schweres West-Nil-Fieber entwickelt. Da es bereits über mehrere Jahre regelmäßig zu Infektionen in Deutschland kommt, rechnen Fachleute damit, dass das West-Nil-Virus hierzulande dauerhaft überleben und sein Verbreitungsgebiet ausdehnen kann. Damit würde auch das Risiko, am West-Nil-Fieber zu erkranken, steigen. Gibt es eine Impfung gegen das West-Nil-Virus? Für Menschen gibt es noch keinen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus. Doch auch ohne Impfung können Sie sich wirksam vor einer Infektion schützen, indem Sie Mückenstiche vermeiden. Die wichtigsten Maßnahmen hierzu lauten: Haut bedecken, also möglichst helle, langärmelige Oberteile und lange Hosen tragen. Mückenabwehrende Mittel (Repellents) auf unbedeckte Körperstellen auftragen (Vorsicht: Gebrauchsanweisung des Produkts beachten). Unter einem Moskitonetz schlafen. Fliegengitter an Fenstern und Türen anbringen. Im Wohnumfeld Brutplätze für Mücken (wie offene Wasserbehälter oder Vogeltränken) möglichst beseitigen, abdecken oder regelmäßig reinigen und neu befüllen. Besonders wichtig sind diese Schutzmaßnahmen für ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, da sie im Fall einer Infektion mit dem West-Nil-Virus ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben.