Im sächsischen Corona-Untersuchungsausschuss präsentierte Corona-Forscher Christian Drosten vor allem eines: Daten und Fakten. Der Virologe Christian Drosten hat bei seiner neuerlichen Befragung vor dem Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags Falschbehauptungen klargestellt. Der Wissenschaftler legte beispielsweise eine Folie auf, aus der deutlich hervorging, dass mit den Impfungen auch die Zahl der Infektionen und Todesfälle zurückging. "Wir müssen nicht darüber diskutieren, ob die Impfung die Übertragung unterbricht. Wir haben die Daten." Bei der Omikron-Variante habe die Impfung dann zumindest die Schwere der Erkrankung abgemildert. Drosten verweist auf Datenlage Ein weiteres Beispiel nannte Drosten im Zusammenhang mit Schulschließungen. Es gebe die Annahme, dass kein anderes Land die Schulen flächendeckend so lange geschlossen habe wie Deutschland – 183 Tage. Diese Zahl beschreibe aber nur die Zahl der Tage, an denen es irgendwo in Deutschland geschlossene Schulen gegeben habe – flächendeckend sei das nur an 74 Tagen der Fall gewesen. Auch über die Zahlen zur Übersterblichkeit lasse sich nicht diskutieren – es sei denn, man zweifele an, dass ein Arzt eine Todesursache richtig bescheinige oder ein Statistiker die Zahlen nicht zusammenrechnen könne, sagte Drosten. Eine "Durchseuchung" der Bevölkerung durch Verzicht auf Maßnahmen zu Beginn wäre für Covid 19 die völlig falsche Strategie gewesen, betonte Drosten. Denn anders als bei Grippe-Viren habe es für dieses Coronavirus keinen Schutz in der Bevölkerung durch vorherige Immunisierung gegeben. "Das waren Scheinkontroversen" Drosten kritisierte verkürzte mediale Veröffentlichungen vor allem aus Talkshows der damaligen Zeit. Die Entscheidung, wem man in der Pandemie glauben solle, sei von Medien getroffen worden. Wenn 200 Wissenschaftler die Meinung A vertreten hätten und nur einer die Meinung B, wären genau zwei Leute mit diesen gegensätzlichen Meinungen in die Talkshow geladen worden. Daraus sei dann der Eindruck entstanden, beide Meinungen seien im gleichen Maße vorhanden. Drosten zufolge gab es in der Öffentlichkeit Scheinkontroversen, die es in der Wissenschaft nie gegeben habe. Als Beleg nannte er die Meinung, dass Kinder keine Treiber der Pandemie gewesen seien. Die Daten zeigten, dass alle Altersgruppen etwa gleich von Infektionen betroffen waren. Es sei damals aber nicht über die Spätfolgen der Schulschließungen für die Kinder diskutiert worden. Saubere Trennung von Wissenschaft und Politik Drosten hatte bereits Mitte Mai im Ausschuss ausgesagt. Damals sprach er sich unter anderem dafür aus, bei einer weiteren Pandemie die Rolle der Wissenschaft besser zu definieren. Sie müsse vor überzogenen Erwartungen und Zuschreibungen geschützt werden. Die Rolle von Wissenschaftlern und Politikern gelte es sauber zu trennen. Drosten verteidigte auch bei seiner neuerlichen Befragung die Schutzmaßnahmen. In der ersten Welle der Pandemie sei die Kontrollstrategie sehr effektiv gewesen, man habe viele Todesfälle verhindern können. So sei es in Deutschland gelungen, mit milderen, aber zeitigen Kontrollstrategien viele Menschen in den Altersheimen zu schützen. Drosten soll erneut geladen werden Wie die Vertreter des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) im Anschluss erklärten, soll Drosten ein drittes Mal vor den Ausschuss geladen werden. Entscheidende Punkte seien offen geblieben. "Viele Menschen in Sachsen haben das Vertrauen in die damaligen Corona-Entscheidungen verloren. Umso wichtiger ist es, dass wir heute die Entstehung dieser Maßnahmen lückenlos nachvollziehen", erklärte Ines Biebrach, BSW-Obfrau im Ausschuss. Drosten ist Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin und war in der Pandemie ein Experte, auf dessen Beratung sich auch die Politik stützte. Der Untersuchungsausschuss war auf Betreiben der AfD-Fraktion eingesetzt worden. Er soll die Arbeit der sächsischen Regierung im Zusammenhang mit dem Coronavirus kritisch prüfen. In Sachsen kostete die Pandemie bisher rund 17.750 Menschen das Leben.