Urologen bieten viele Zusatzleistungen an, die Patienten selbst zahlen müssen. Doch welche Tests und Untersuchungen haben wirklich einen Mehrwert? Zur Krebsfrüherkennung bieten Urologen verschiedene Zusatzleistungen für Männer an, unter anderem den PSA-Test, Ultraschalluntersuchungen sowie Urintests. Wie sinnvoll sind diese Untersuchungen? Die Expertenmeinungen hierzu gehen auseinander. IGeL: Kosten für die Zusatzleistungen trägt der Patient Laut dem Medizinischen Dienst Bund (MD Bund) geben Versicherte jedes Jahr mindestens 2,4 Milliarden Euro für individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) aus. Diese Zusatzleistungen, die Versicherte selbst bezahlen müssen, werden in jedem medizinischen Fachbereich angeboten. IGeL : Tipps zu Selbstzahlerleistungen In urologischen Praxen gehören unter anderem der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs , Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs, Harnblasenkrebs und Nierenkrebs sowie eine Urinanalyse zur Früherkennung von Harnblasenkrebs zu den angebotenen IGeL. Männer sind oft unsicher, ob sie die angebotenen Zusatzleistungen in Anspruch nehmen sollen. Viele fühlen sich zu wenig über die Selbstzahlerleistungen aufgeklärt. Blasenkrebs : Ursachen, Symptome und Behandlung PSA-Test: Stark diskutierte IGeL Nach wie vor wird der Nutzen der am häufigsten angebotenen Selbstzahlerleistung intensiv diskutiert: der PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms. Um die 30 Euro kostet die Untersuchung. Der PSA-Test ermittelt über eine Blutprobe den Wert des prostataspezifischen Antigens, welches nur in der Prostata gebildet wird. Ein erhöhter Wert deutet auf Veränderungen des Organs hin, etwa eine gutartige Prostatavergrößerung, eine Prostataentzündung oder eine Krebserkrankung. Ausführlich : Wie sicher ist der PSA-Test? Urologische Fachgesellschaften empfehlen die Durchführung eines PSA-Tests zur Krebsfrüherkennung. Zugleich kritisieren sie die Ungenauigkeit der Tastuntersuchung, die Teil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms ist. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) hat gemeinsam mit vielen anderen Fachgesellschaften und Institutionen in der aktualisierten Version der Leitlinie "Prostatakarzinom" eine klare Empfehlung ausgesprochen: Zur Früherkennung von Prostatakarzinomen soll keine Abtastung der Prostata ( digital-rektale Tastuntersuchung ) mehr erfolgen; Männern soll der PSA-Test angeboten werden. Kritische Stimmen auch zum PSA-Test Allerdings gibt es zum PSA-Test auch kritische Stimmen. So stuft der IGeL-Monitor des MD Bund den PSA-Test als "tendenziell negativ" ein. Es sei nicht klar, ob der PSA-Test dazu beitragen kann, dass durch den Test weniger Männer an Prostatakrebs sterben. Ebenso wird das Risiko für Überdiagnosen und infolgedessen für Übertherapien kritisiert, die mit dem PSA-Test einhergehen können. Auf einen Mann, der dank PSA-Test nicht an Prostatakrebs sterbe, kämen vermutlich 30 Männer, die unnötig behandelt würden, weil ihr Tumor zeitlebens gar nicht aufgefallen wäre. Zeigt der PSA-Test erhöhte PSA-Werte, kommen auf den betroffenen Mann weitere Untersuchungen zur Abklärung zu – nicht alle sind frei von Risiken. Prostatakrebs-Früherkennung: Ist die rektale Tastuntersuchung genug? Doch was ist die Alternative zum PSA-Test? Im gesetzlichen Früherkennungsprogramm sind das Abtasten der Genitalien und der dazugehörigen Lymphknoten in der Leiste sowie das Abtasten der Prostata vom Enddarm aus enthalten. Diese Früherkennungsuntersuchung können Männer ab dem 45. Lebensjahr jährlich beim Urologen in Anspruch nehmen. Die Kosten zahlt die gesetzliche Krankenkasse. Wie bereits angedeutet, ist die Tastuntersuchung als alleinige Früherkennungsmaßnahme allerdings umstritten. So schreibt etwa die Stiftung Deutsche Krebshilfe in ihrem Ratgeber "Prostatakrebs erkennen" zur rektalen Tastuntersuchung: "Es wurde bisher allerdings nicht nachgewiesen, dass sie als alleinige Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs geeignet ist, die Zahl der tumorbedingten Todesfälle zu senken. Dies wird darauf zurückgeführt, dass durch die alleinige Tastuntersuchung die Krebserkrankung der Prostata meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, in dem die Heilungschancen geringer sind." Schicksal Prostatakrebs : Ein Mann spricht über seine Krankheit Tastuntersuchung allein reicht nicht aus Der Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) äußert sich zur rektalen Tastuntersuchung ebenfalls vorsichtig: Die Tastuntersuchung allein reiche nicht aus, um Prostatakrebs zuverlässig und frühzeitig zu erkennen. Mit einer Tastuntersuchung werde nur einer von drei vorhandenen Prostatakarzinomen entdeckt. Bei einem auffälligen Tastbefund sei der Krebs zudem meist nicht mehr im Frühstadium. Es seien in aller Regel nur Tumoren zu ertasten, die bereits eine gewisse Größe erreicht hätten. Die Treffsicherheit sinke weiter, wenn Tumoren auf der dem Darm abgewandten Seite der Prostata liegen. Tastuntersuchung rückt in den Hintergrund Laut der DGU ist der PSA-Bluttest nun der evidenzbasierte Standard zur Früherkennung, die bisher übliche digitale rektale Untersuchung rückt in den Hintergrund. Das risikoadaptierte Konzept sieht je nach PSA-Wert Kontrollintervalle von zwei bis fünf Jahren vor und setzt bei auffälligen Ergebnissen auf Magnetresonanztomografie und gezielte Biopsien. Niedrigrisiko-Tumoren sollen primär in einem Programm der aktiven Überwachung geführt werden, um die Lebensqualität zu erhalten und Übertherapien zu vermeiden. Wann man die Früherkennung mit dem PSA-Test beginnen soll, orientiert sich am individuellen Risiko eines Mannes: etwa dem Alter, dem familiären Risiko und der erblichen Veranlagung. Besteht kein familiäres Risiko oder eine genetische Prädisposition, empfiehlt die Leitlinie Männern, sich ab dem 45. Lebensjahr über die Möglichkeiten der Früherkennung zu informieren. Viele Urologen empfehlen ihren Patienten nach wie vor eine Kombination aus Tastuntersuchung und PSA-Test, um Prostatakrebs frühzeitig erkennen zu können. Zusatzleistungen beim Urologen: Ja oder nein? Es gilt also, Risiko und Nutzen von Zusatzleistungen abzuwägen. Das gilt für den PSA-Test ebenso wie für andere Zusatzleistungen im Bereich Männergesundheit. Pauschale Aussagen für oder gegen bestimmte Untersuchungen sind schwierig. Immer spielt auch die individuelle Gesundheitssituation im Gesamtbild eine bedeutende Rolle. Männer, die Orientierung im Zusatzleistungsdschungel suchen, sollten auch den Blick auf das familiäre Umfeld und auf das persönliche Erkrankungsrisiko richten. Ist das eigene Risiko für Prostatakrebs oder Blasenkrebs erhöht, können IGeL eine sinnvolle Ergänzung zu den gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen sein. Folgende Fragen helfen bei der Entscheidungsfindung: Sind nahe Angehörige an Prostatakrebs oder Blasenkrebs erkrankt? Bin ich (beruflich) Substanzen ausgesetzt, die bestimmte Krebsarten begünstigen? Bin ich in einem Alter, in dem das Krebsrisiko steigt? Zu den Zusatzuntersuchungen selbst können folgende Fragen hilfreich sein: Wie oft erkennt die Untersuchungsmethode eine bereits bestehende Krebserkrankung (richtig-positives Ergebnis)? Wie oft erkennt die Untersuchungsmethode eine bereits bestehende Krebserkrankung nicht (falsch-negatives Ergebnis)? Wie oft ergibt die Untersuchung einen Krebsverdacht, obwohl keine Krebserkrankung vorliegt (falsch-positives Ergebnis)? Wenn dieser Tumor früh erkannt wird: Sind die Heilungschancen wirklich besser als bei einem spät entdeckten Tumor? Welche Vorteile können mir die IGeL bieten und mit welchen Nachteilen muss ich rechnen? Hier finden Männer Informationen Neben dem Gespräch mit dem behandelnden Urologen können ein Anruf bei der Krankenkasse, ein Blick auf die Seiten des IGeL-Monitors sowie der Kontakt zu verschiedenen Fachgesellschaften bei der Entscheidung für oder gegen eine urologische Zusatzleistung helfen: Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. Stiftung Deutsche Krebshilfe Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes Bund Männer sollten sich informieren, bevor sie sich für oder gegen eine Früherkennungsuntersuchung entscheiden. Das Thema bleibt aktuell. Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebserkrankung. Auswertungen des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind im Jahr 2022 74.895 Männer neu an Prostatakrebs erkrankt. 2023 starben 15.196 Männer an dem Karzinom der Vorsteherdrüse.