Eigener Körpergeruch: Darum nimmt man ihn kaum wahr

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Schweiß nach dem Sport, Parfüm am Morgen oder ein Hauch Deo: Was andere an uns sofort riechen, merken wir selbst oft nicht. Doch warum ist das so? Obwohl unser Geruchssinn sehr fein ist, ignorieren wir unseren eigenen Körpergeruch meist völlig. Der Grund dafür liegt nicht in der Nase, sondern im Gehirn: Es blendet vertraute Gerüche nach kurzer Zeit einfach aus – ein Phänomen, das in der Fachsprache als olfaktorische Adaption bezeichnet und auch mit dem Gewöhnungseffekt erklärt wird. Unser Gehirn filtert, was wir riechen Denn: Was ständig da ist, wird vom Gehirn als unwichtig eingestuft und unterdrückt. Dieses Prinzip kennt man auch aus anderen Sinnesbereichen: So spürt man etwa die eigene Kleidung auf der Haut ebenfalls nur kurz, danach wird sie vom Gehirn ausgeblendet. Im Fall von Gerüchen passiert das besonders schnell. Schon nach wenigen Minuten gewöhnt sich das Riechzentrum im Gehirn an einen Duft, den wir dauerhaft einatmen, etwa unseren eigenen Schweiß oder das Parfüm, das wir morgens aufgetragen haben. Die Riechrezeptoren in der Nase sind dabei weiterhin aktiv, aber die Weiterleitung der Information wird herunterreguliert. Das Gehirn sagt sinngemäß: "Kenne ich schon – uninteressant." Was das mit Überleben zu tun hat Diese Geruchsanpassung ist kein Zufall, sondern ein biologisch sinnvoller Mechanismus. Würden wir alle Gerüche ständig bewusst wahrnehmen, wäre unser Gehirn schnell überfordert. Die permanente Wahrnehmung des Eigengeruchs könnte sogar die Reaktion auf neue, potenziell gefährliche Gerüche behindern, etwa Rauch, Gas oder verdorbene Lebensmittel. Geruchsforscher erklären dieses Phänomen daher als selektive Aufmerksamkeit der Nase: Unser Körper blendet Unwichtiges aus, um Wichtiges schneller erkennen zu können. Lesen Sie auch: Warum wir unsere eigene Nase nicht sehen können Was bedeutet das für die Körperhygiene? Gerade bei Körpergerüchen hat die olfaktorische Adaption einen Haken: Wer sich an seinen eigenen Schweißgeruch gewöhnt hat, nimmt ihn selbst kaum noch wahr – auch wenn andere ihn deutlich riechen. Darum kann man bei der Körperpflege nicht allein dem eigenen Riechsinn vertrauen. Und auch der umgekehrte Fall tritt ein: Manche Menschen nehmen ihren Eigengeruch übermäßig stark wahr und leiden darunter, obwohl andere ihn gar nicht oder nur marginal registrieren. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einer Osmophobie. Viele Betroffene empfinden zudem eine übersteigerte Angst vor Körpergerüchen. Hormonelle Einflüsse und Emotionen verändern den Geruch Interessanterweise verändert sich der eigene Körpergeruch im Laufe des Lebens, unter anderem durch Hormone. Das geschieht häufig in der Pubertät, während des Menstruationszyklus oder in den Wechseljahren. Auch psychische Faktoren wie Angst oder Stress spielen eine Rolle: Sie aktivieren spezielle Schweißdrüsen (apokrine Drüsen), deren Sekret besonders geruchsintensiv ist. Fazit Wir nehmen unseren Körpergeruch nicht wahr, weil unser Gehirn ihn als bekannt einstuft und ausblendet. Das schützt uns vor Reizüberflutung – birgt aber die Gefahr, wichtige Veränderungen oder unangenehme Gerüche zu übersehen. Umso wichtiger ist es, auf Rückmeldungen von außen zu achten und bei plötzlichen Geruchsveränderungen aufmerksam zu bleiben. Denn auch Krankheiten, etwa Infektionen oder Stoffwechselstörungen, können den Körpergeruch verändern.
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