Super-Ager: Studie zeigt Geheimnis erstaunlich fitten Gedächtnisses

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Im Alter lässt das Gedächtnis nach, so die Annahme. Nicht immer. Eine neue Studie untersuchte Super-Ager, die mit über 80 Jahren erstaunliche Hirnleistungen erbringen. Vergesslichkeit muss nicht zwangsläufig zum Altwerden dazugehören. US-Forscher untersuchten über 25 Jahre hinweg eine besondere Gruppe Menschen: sogenannte Super-Ager. Das sind Menschen über 80, deren Gedächtnisleistung so gut ist wie die von 50-Jährigen. Das waren die Studienteilnehmer Insgesamt wurden 290 Menschen in der Studie erfasst, 79 von ihnen spendeten ihr Gehirn nach dem Tod für die Forschung. Als Super-Ager machten die Forscher Menschen ab 80 Jahren aus, die bei einem Gedächtnistest nach einer Pause mindestens neun von 15 Wörtern korrekt wiedergeben – so viele wie 56- bis 66-Jährige. Zusätzlich mussten ihre Leistungen in anderen Denk- und Aufmerksamkeitstests im altersgerechten Durchschnitt liegen. Von den mehr als 290 untersuchten Senioren erfüllten nur etwa zehn Prozent diese strengen Kriterien. Das Besondere: Einige Super-Ager halten ihr hohes Leistungsniveau über viele Jahre hinweg stabil – selbst in einem Alter, in dem andere schon deutliche Gedächtnisverluste zeigen. Das zeigte sich in den Gehirnen Untersuchungen mit Magnetresonanztherapie zeigten: Super-Ager verlieren im Schnitt nur halb so schnell Hirnsubstanz wie ihre gleichaltrigen Vergleichspersonen. Bestimmte Bereiche, wie der vordere cinguläre Kortex (wichtig für kognitive Prozesse, Entscheidungen und soziale Bindungen), sind sogar dicker als bei 50-Jährigen. Auch auf Zellebene gibt es Unterschiede: Super-Ager haben weniger Ablagerungen des Tau-Proteins – einer zentralen Veränderung bei Alzheimer – und größere Nervenzellen in wichtigen Gedächtniszentren. Ihre Signalwege für den Botenstoff Acetylcholin, der Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit steuert, sind besser erhalten. Zudem arbeiten im Gehirn weniger entzündungsaktive Immunzellen, die sonst im Alter oft Nervenzellen schädigen. Die Erklärung der Forscher Die Forscher sehen zwei Hauptmechanismen: Widerstand – also die Fähigkeit, schädliche Veränderungen gar nicht erst entstehen zu lassen – und Resilienz, also die Fähigkeit, trotz vorhandener Veränderungen die Leistung stabil zu halten. Die besondere Dicke und Ausstattung bestimmter Hirnareale könnte angeboren sein, aber auch durch lebenslange geistige und soziale Aktivität verstärkt werden. Auffällig ist, dass fast alle Super-Ager ein sehr aktives, geselliges Leben führten – enge Beziehungen könnten das Gehirn dauerhaft stimulieren und schützen. Ein gesunder Lebensstil scheint kein Muss zu sein, um Super-Ager zu werden: Manche Probanden lebten nach allen Gesundheitsregeln (Ernährung, Schlaf, Bewegung, kein Alkohol, nicht rauchen), andere nicht. Entscheidender Unterschied im sozialen Austausch Wichtiger scheint tatsächlich die soziale Interaktion zu sein: Super-Ager waren besonders gesellig und extrovertiert. In Umfragen gaben sie an, enge soziale Beziehungen zu pflegen und sich emotional gut eingebunden zu fühlen. Dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass geistige Fitness im Alter nicht allein vom Glück abhängt. Genetische Faktoren könnten eine Rolle spielen, sind aber noch nicht abschließend erforscht. Die Forscher betonen: Der Studienkreis war vergleichsweise klein, nicht repräsentativ – und bestand überwiegend aus gut gebildeten Teilnehmern. Trotzdem liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise. Studienautorin Sandra Weinraub fasst es so zusammen: "Was dem Herzen guttut, tut auch dem Gehirn gut."
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